                           19981101.00

     Es ergibt sich ein unerwartetes Problem.  Das Goettliche
soll die Projektion der Subjektivitaet in den Kosmos sein.  Wie
verhaelt sich diese zu unserem Verstaendnis von anderen Menschen?
von (anderen) Tieren?  Die Personifizierung der Sonne und Mond
bieten keine Schwierigkeiten; sie lassen sich fort denken.  Aber
das Verstaendnis des Naechsten (entails) eine Projektion meines
eigenen Seelenlebens, meiner Subjektivitaet auf ihn.  Entsteht
also nicht ein Konflikt zwischen dem Verstaendnis des Naechsten
und der anerkennung des Goettlichen?  Ich meine nicht; aber eine
Erklaerung Erlaeuterung ist notwendig.

     Die psychische Belebung des der Person des "Naechsten",
oder, wenn man will, der fremden Person, des "Anderen" fuszt auf
der unausgesprochenen inbegriffenen (implicit) Annahme dasz
dieser Mensch, dieses Tier, das ich erkenne, ein (inneres)
Gefuehls- und Gedankenleben aehnlich (oder (streng) vergleichbar)
mit dem eigenen haben musz.

     Die (monotheistische, juedische) Gottesvorstellung aber ist
nun anderer Art. Ich erlebe die Natur, die Welt, den Kosmos als
mir gegenstaendlich, als Erscheinung gleich meinem eigenen
Koerper.  Wo aber mein eigener Koerper so lebhaft von meinem
Bewusztsein belebt ist, und ich mir das Koeperliche nicht ohne
das Bewusztsein ials seinen notwendigen Zubehoer vorzustellen
vermag, - selbst die Leiche ist bedeutungsvoll nur als einst
belebt, - so mag man die Vorstellung von Natur, Welt, Kosmos als
unvollkommen empfinden, ohne ein sie belebendes mit meinem
Bewusztsein vergleichbares Prinzip.

     Insofern ich mich selbst als Gegenstand empfinde und mir
mein eigenes Gefuehls und Geistesleben gegenstaendlich,
vergleichbar mit, und ein Teil der Welt, erscheint, entsteht ein
Vorstellungsraum welcher als das Goettliche bezeichnet werden
mag.  Insofern aber als ich mich als denkend und fuehlend erlebe:
insofern ich Subjekt bin; Dieses Bewusztsein des Selbst
verschmilzt in mystischer Weise mit der (Vor)ahnung des
Goettlichen.  (this consciousness of self merges with the
anticipation or awareness of the divine.)

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