19981105.00

     Man denkt zuweilen, dieser Andere, oder gar dieses (andere)
Tier denkt und fuehlt wie ich.

     Die Gotteserkenntnis aber ist anderweitig.  Man betrachtet
die Aeuszerungen (Manifestations) der eigenen Person, und man
betrachtet die Welt, und man beschlieszt dasz ebenso wie man die
Aeuszerungen der eigenen Person nur als Aueszerungen (oder
Ausdruck) eines Bewusztseins begreifen kann, so moechte auch ein
universelles allgemeines Bewusztsein den Erscheinungen der Welt
zugrunde liegen, frfeichlich ein Bewusztsein, das ich nicht zu
ahnen vermag, an dem ichg nimmer teilhaben koennte, aber letzthin
doch ein Bewusztsein auf das zu schlieszen mir erlaubt, wenn
nicht gar notwendig ist.  Dies mir unerreichbare, und von mir
gaenzlich unterschiedene Bewusztsein heisze ich Gott.

     Gegen diese Schluszfolgerung ist einzuwenden, dasz sie sich
in keiner Weise bestaetigen laeszt, dasz sie eine Mutmaszung
bleiben musz.  und vielleicht sogar, dasz wegen ihre
Unzugaenglichkeit es nicht der Muehe wert ist, ueber sie zu
reden, oder auch nur nachzudenken.  Das alles soll zugegebn sein.

     Darauf hinzuweisen, dasz dieses mutmaszliche kosmische
Bewusztsein, diese Weltsubjektivitaet nur eine heuristische
Spekulation sein mag, beeintraechtigt keineswegs ihre Bedeutung,
sei diese nun wesentlich oder unwesentlich.  Diese Bedeutung gilt
vornehmlich nur in der Vorstellungswelt und jeweils nur in der
eigenen.  Nicht nur ist sie anderen unerreichbar: auch mir ist
sie unerreichbar.  Sie hat keine Bedeutung, denn als
Vervollstaendigung meines Weltbildes.  Und in welchem Masze ich
sie betonen will, wenn ueberhaupt, entspricht lediglich meinem
eigenen Urteil.

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