19990430.01 Wenn das Verstehen des Wissens die eigentliche Erkenntnistheorie waere, und die Erkenntnistheorie die eigentliche Philosophie, dann waere ja das Philosophieren die selbstverstaendliche, natuerliche Betaetigung eines jeden (denkenden) Menschen, und ein jeder Mensch mueszte sich in seiner Weise als Philosoph erkennen. Zugleich aber wuerde das oeffentliche Erscheinen als Philosoph, Aerger und Unwillen erwecken, als Duenkel und Vermessenheit, nicht weniger als der oefftentliche Auftritt als Tugendheld oder Messias. (Eine neue Perspektive auf das christliche Trauerspiel, bezw. Komoedie, so wie auch auf Sokrates.) Der Philosoph, um als solcher oeffentlich, historisch zu erscheinen, musz sich hervortun, oder musz von den herrschenden (prevailing) Umstaenden ins Rampenlicht geschoben werden; wobei ausschlaggeben ist, nicht dasz er etwas von anderen unterschiedliches unternaehme, betriebe, sondern dasz er als bezeichneter Schauspieler auf der oeffentlichen Buehne hervortraete. Paradox ist, dasz waehrend der Lehrer andere belehrt, waehrend der Arzt andere verarztet, der Philosoph keine oeffentliche Funktion haben kann. Jeder philosophiert immer nur zum Heil des eigenen Geistes und der eigenen Seele. Als Philosoph aufzutreten setzt einen gewissen Exhibitionismus voraus. Der eine rollt seine Tonne die Gassen auf und ab, ein anderer geht bei hell-lichtem Tag mit einer Laterne durch die Strassen, ein dritter verklauselt seine Gedankern in einen un verstaendlichen Mischmasch von Worten. Kein Wunder denn, dasz der eine * * * * *

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