19990523.00 Das Ziel darf nicht sein, wie Kierkegaard behauptete, subjektiv oder innerlich zu werden; - ebensowenig wie die Verachtung des Koerpers zu gunsten der Seele das Ziel sein darf. Das Leben sollte ein Contrapunktus von Geist und Koeper sein. Der Aufruf, Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg ist gerecht nur als ein in die Wagschale geworfenes Gegengewicht zu der uebermaeszigen Betonung (Hervor, herausstellung) des Aeuszerlichen. Es stimmt zwar, dasz es die Gesellschaft ist, welche mir die Auszenwelt schafft und erhaelt; und welche mich zur Aeuszerlichkeit zwingt. Aber objektive gesellschaftliche Beziehungen neigen stets dazu ins Subjektive umzuschlagen, wie in allen drei Formen der Liebe (agape eros und philia) Es liegt eine sehr tiefe Wahrheit in der Feststellung, mir gegenueber einst von Karl Vietor geaeuszert, die meisten geisteswissenschaftlichen Bemuehungen betsuenden in Korrekturen geisteswissenschaftlicher Irrtuemer. Dasselber, so scheint es mir gilt auch von der sogenannten Philosophie: dabei habe ich die platonische Idealisierung und Vergegenstaendlichung der Gedankengebilde im Sinn: denn diese sind nicht, wie er behauptete (dinglicheoder dingaehnliche) Gegenstaende. Und der Streit um deren Bedeutung dieser nichtseienden Sachen hat ein allzugroszes Masz von Zeit und Kraft gekostet. Es stimmt, am Anfang kam das Wort; aber die Bedeutung des Wortes verliert erst nach und nach an Dunkelheit, und kommt nie voellig zur Klarheit: Die Unbestimmtheit, diese Unklarheit ist eine Eigenschaft welche ihm in keiner Weise voellig entzogen zu werden vermag. Das liegt in seinem Wesen. Verstaendnis zwischen den Menschen ist stets relativ, verhaeltnismaeszig. Der Versuch es zu vervollstaendigen fuehrt zum Babelsturm. * * * * *

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