19990620.00
Es mag ja sein, dasz ich dem Bilderverbot und ins besondere
der Unnennbarkeit Yahwes uebergrosze Bedeutung zuschreibe, dasz
diese Verbote wenig mehr als Anmerkungen zu unserer
Religionsgeschichte sind, und dasz ich in vergleichbarer Weise
auch der Inkarnation, dem Menschenwerden Gottes eine uebergrosze
Bedeutung zumesse. Vielleicht sollten wir fortfahren in unseren
Gottesdiensten und Lobpreisungen diese Bestimmungen zu
uebersehen, und uns unseren groszen Kuenstlern, wie Michelangelo
und Duerer, anvertrauen wenn sie uns Gott als einen erhabenen
alten in Wolken thronenden Schoepfer und Vater vorfuehren.
(Rembrandt, uebrigens, tat dies, wenn ich mich recht besinne,
nicht.) Dann bereiten uns die Glaubensbekenntnisse keine
Schwierigkeiten mehr.
Diese Bestimmungen der Unnennbarkeit, Unabbildbarkeit und
Menschlichkeit Gottes ernst zunehmen, bedeutet im Grunde die
Religion, jedenfalls wie sie unter uns geuebt und gefeiert wird,
abzuschaffen; und ich musz dann mein Theologisieren in dem
ironischem Lichte beurteilen, dasz es, indem es das Goettliche in
unserem Erleben beschreibt, dieses tatsaechlich abschafft, oder
jedenfalls dermaszen veraendert, dasz es fast unerkennbar wird.
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