19990704.00 Es besteht fuer mich kein Zweifel, dasz in gewissem Masze, unter bestimmten (gegebenen) Umstaenden, die Symbolik der Mathematik vergleichbare Grenzen, die selbe Bedingtheit aufweisen wird, wie die Symbolik der Sprache. Bestimmte Saetze der Mathematik scheinen absolute, von allem Menschlichen unabhaengige Gueltigkeit zu heischen. Aber im rechten Lichte betrachtet, stimmt gleiches denn nicht auch von der Sprache? ***************** Dasz der Mensch zugleich der Gesellschaft und der Einsamkeit bedarf, der Freundschaft und der Feindschaft, dasz seine Beduerfnisse einerseits in der Liebe, andererseits im Hasz zum Ausdruck kommen: ist nicht dies die Grundtatsache des Lebens? Und warum sollte diese Dialektik, dieses Hin und Her zwischen Liebe und Hasz nicht als Quintessenz (Inbegriff) aller Ethik gelten? Das Christentum macht die Noete des Menschen zu seinen Tugenden. Seine Sterblichkeit verwandelt sie in das ewige Leben. Aus der Einsamkeit macht sie das Gebot der Naechstenliebe. Feindseligkeit wird ihr zur Innerlichkeit, zur Gottbeziehung. ***************** Oder vielleicht bin ich es, der indem er die Feindseligkeit als unausweichlich erkennt, als eine Eigenschaft des Menschseins die nicht ausgemerzt, sondern verstanden und verarbeitet werden musz, aus der Not eine Tugend macht. * * * * *

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