19990704.00
Es besteht fuer mich kein Zweifel, dasz in gewissem Masze,
unter bestimmten (gegebenen) Umstaenden, die Symbolik der
Mathematik vergleichbare Grenzen, die selbe Bedingtheit aufweisen
wird, wie die Symbolik der Sprache.
Bestimmte Saetze der Mathematik scheinen absolute, von allem
Menschlichen unabhaengige Gueltigkeit zu heischen. Aber im
rechten Lichte betrachtet, stimmt gleiches denn nicht auch von
der Sprache?
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Dasz der Mensch zugleich der Gesellschaft und der Einsamkeit
bedarf, der Freundschaft und der Feindschaft, dasz seine
Beduerfnisse einerseits in der Liebe, andererseits im Hasz zum
Ausdruck kommen: ist nicht dies die Grundtatsache des Lebens?
Und warum sollte diese Dialektik, dieses Hin und Her zwischen
Liebe und Hasz nicht als Quintessenz (Inbegriff) aller Ethik
gelten?
Das Christentum macht die Noete des Menschen zu seinen
Tugenden. Seine Sterblichkeit verwandelt sie in das ewige Leben.
Aus der Einsamkeit macht sie das Gebot der Naechstenliebe.
Feindseligkeit wird ihr zur Innerlichkeit, zur Gottbeziehung.
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Oder vielleicht bin ich es, der indem er die Feindseligkeit
als unausweichlich erkennt, als eine Eigenschaft des Menschseins
die nicht ausgemerzt, sondern verstanden und verarbeitet werden
musz, aus der Not eine Tugend macht.
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