19990821.00
to ortha doxazein kai aneu tou echein logon dounai ouk
oisth', ephe, oti oute epistasthai estin. alogon gar pragma pos
an eie episteme; oute amathia, to gar tou ontos tungchanon, pos
an eie amathia; esti de depou toiouton he orthe doxa, metaxu
phroneseos kai amathias. (Symposion 202)
Die rechte Vermutung welche zu begruenden man unfaehig ist,
sagte sie (Diotima), ist weder Wissen, - denn wie vermoechte
Begriffsloses Wissen sein, - noch ist es Unwissen, - denn wie
vermoechte ein die Wirklichkeit Beruehrendes Unwissen sein. Die
rechte Vermutung also ist soetwas zwischen Wissen und Unwissen.
Ein fruehes Beispiel, wenn nicht das erste, der
Unterscheidung zwischen subjektivem Wissen: ortho doxa, dem
rechten Erscheinen, und dem objektiven Wissen, der Phronesis,
welche sich logisch gegliedert in Begriffen, in Worten,
darstellen und mitteilen laeszt.
Fremd dem hippokratischen Wissenserlebnis, das sich auf die
unmittelbare Beobachtung stuetzte und aller Theorie mistraute.
Verwunderlich, dasz bei aller Hochachtung welche Platon der
medizinischen Kunst zollte, ihm dies entgangen sein sollte.
Wohl weil Platon dermaszen mathematisch gestimmt war: denn
die Mathematik zeichnet sich vor allen (anderen) Wissenschaften
dadurch aus, dasz sich in ihr die Anschauung nicht an dem
aeuszerlich Erlebten entzuendet, sondern am Symbol, an der
Formel, am Begriffe selbst.
- nicht an dem Erlebnis des aeuszerlichen, sondern an dem
Erlebnis des verinnerlichten Gesellschaftlichen, sondern am
Symbol, an der Formel, am Begriffe selbst. Und darauf, dasz die
Formeln mit so groszer Bestimmtheit widergegeben und
vervielfaeltigt werden koennen, beruht die Gewiszheit der
Mathematik.
Die Dialektik von anschauendem und logischem Wissen ist ein
wirksamer Schluessel zum Verstehen unseres Erkenntnisvermoegens.
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