19991031.00
Es ist ein Irrtum anzunhemne, dasz Platon mit seiner
Ideenlehre das ewig sich gleichbleibende unbedingte Gute und
Schoene erfunden hat. Entdeckt hat er es vielleicht in dem
Sinne, dasz die Unbedingtheit (des schopenhauerschen Willens) dem
Menschendasein zugrunde liegt; es ist aber eine subjektive
intentionelle Unbedingtheit. Objektiv, nach Auszen hin, ist
unser Tun und Lassen durchaus bedingt und relativ. Platons
Lehren verbildlichen diesen unausgesprochenen und oft
unscheinbare Drang zum Absoluten. Deshalb fesselt sie uns (so).
Zugleich aber stoeszt sie uns ab, als erkuenstelt, als
unnatuerlich, als willkuerlich, unwirklich; ein Tour de Force den
wir zugleich bewundern und verabscheuen, den zu begreifen jedoch
eine unumgaengliche Voraussetzung meines Selbstverstehens ist.
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