19991115.00 Es ist schon richtig, wie Platon behauptet, dasz das Denken und Handeln eines jedes Menschen von Begriffen, Vorstellungen, Ideen bestimmt ist, dasz diese Ideen sich auf Gegenstaende im Raum, Geschehnisse in der Zeit, auf das Gute als Desideratum der Handlung, auf das Schoene als Desideratum der Empfindung richten; jedoch mit einem wesentlichen, entscheidenden Vorbehalt: naemlich dasz diese Vorstellungen und Begriffe, dasz diese Ideen stets Eigenschaften, Eigenarten des Einzelnen, des Individuums sind, und dasz sie demzufolge die Ideen zweier, oder gar mehrer Menschen nur in verhaeltnismaeszig mit einander uebereinstimmen. Die ueberzeugende Wahrheit der platonischen Lehren beruht auf dieser Entdeckung der Begriffe, bezw. Vorstellungen und ihre Bedeutung fuer das Denken der Menschen. Der Irrtum seiner Lehre liegt in der unausgesprochenen Voraussetzung, dasz diese Ideen objektiv sind oder sein koennen, d.h. dasz sie fuer alle Menschen gleich, von allen Menschen erkannt, und alle Menschen binden sollten. Man mag diesen Irrtum auf die verhaeltnismaeszige Einheit, auf eine Homogeneitaet der griechischen Polis zurueckfuehren; eine Homogeneitaet welche allerdings mit dem erweitern des Horizontes auf andere Zeiten, auf andere Voelker, verschwindet. Consequently, Platos notions are apposite to a parochial, but not to a cosmopolitan society. Die gedankliche (philosophische) Aufgabe welche sich daraus ergibt ist nicht die Beschreibung der Ideen als Vorstellungen des Einzelnen, denn diese werden tatsaechlich so viele Varianten aufweisen wie die Zahl der Individuen die sie entwerfen. sondern die Aufgabe ist die Entwicklung und Erhaltung einer allgemeine Verstaendigung ueber die Vorstellungen ihrer Mitglieder welche die Basis einer jeden Gesellschaft ist. (The task is not the elaboration of the Ideas as subjective concepts which preoccupy the individual, for there will be variations as numerous as the individuals who entertain them. The task is to understand how a consensus concerning such subjective concepts constituting the fabric of society, may be developed and maintained. Diese Verstaendigung ist wiederum nichts einmaliges das jemals beendet werden kann: sie ist eine fortwaehrende Entwicklung des Zusammenlebens der Menschen mit einander. Such a consensus in turn is never a final event; it is a continuing process, concomitant with the coexistence of individuals in a society. * * * * *

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