19991123.00 Warum schreibt man eigentlich stets dem Urgrund, dem Anfangspunkt des Denkens eine so grosze Bedeutung zu? Erstens wirkt dabei eine unausgesprochene Analogie mit dem tierischen Menschenleben: Das Kind entsteht durch seine Eltern. Man nennt, also man versteht den Mann als den Sohn seines Vaters, obgleich jener ein ganz anderer Mensch geworden ist als dieser es war. Zweitens das Erlebnis des Bauens. Man errichtet ein Haus auf einer Grundmauer, welche nicht nur seinen Umrisz sondern auch seine Stabilitaet (Standfestigkeit, Dauerhaftigkeit) bedingt. Drittens, und nicht am geringsten, eine psychologische Erklaerung. Der Ursprung, die Arche, ist der Punkt von welchem das Denken (allmorgendlich) ausgeht, und wohin es bei jedem vorlaeufigen, und vermutlich auch bei dem entgueltigen Ladenschlusz, zurueckkehrt. Denn das Denken, wenn man rigoros (streng) damit verfaehrt, ist auch ein kompliziertes (verwickeltes, umstaendliches) Unternehmen, welches in von der Natur bestimmten Absaetzen (Perioden) geschieht. Ich meine, dasz man mit dem Denken anfaengt wenn man des morgens erwacht, und dasz dies Denken dann im Verlaufe der geistigen Taetigkeit (Denktaetigkeit) in zahllosen abzweigenden Rinnsaelen versickert, bis zum Einschlafen; bis sich dann aber am folgenden Morgen ein neuer Anfang darbietet. Dasz der Denkende mit seinem Denken "voran" kommt, dasz er das heutige Denken auf das gestern erworbene Gedankengut aufbaut, dasz er heute von dem gestern erworbenen gedanklichen Standpunkt ausgeht, das sind in vieler Hinsicht Illusionen (Taeuschungen) welche der Besinnung nicht standhalten. Demgemaesz ist es durchaus sinnvoll das Goettliche als die verallgemeinerte (objektivierte) Subjektivitaet, als den Ursprung des Denkens, und also auch des individuellen Daseins zu betrachten, jedenfalls in sofern der Einzelne unfaehig, oder auch nur unwillens ist, es sich an der puren (reinen) solipsistischen Subjektivitaet genuegen zu lassen: und warum sollte er das. Die Gottesbehauptung, die Behauptung des Goettlichen, oder platonisch gefaszt, des unbedingt Guten und Schoenen, das ist die Projektion (der Entwurf) des inwendigen, subjektiven Erlebens in die gemeinsame, objektive Welt, oder ist jedenfalls der Ansatz, der Versuch zu einer solchen Projektion. Demgemaesz ist es durchaus sinnvoll eine verallgemeinerte (objektivierte) Subjektivitaet aufzustellen, eine solche verallgemeinerte Subjektivitaet (man beachte den inbegriffenen Widerspruch) als den Ursprung des allgemeinen Denkens, (to be the basis of a general rationality, intelligibility, die Grundlage einer allgemeinen Vernunft) und also auch des individuellen Daseins zu betrachten, jedenfalls in sofern der Einzelne unfaehig, oder auch nur unwillens ist, es sich an der puren (reinen) solipsistischen Subjektivitaet genuegen zu lassen: und warum sollte er das? Die Gottesbehauptung, die Behauptung des Goettlichen, oder platonisch gefaszt, die Behauptung des unbedingt Guten und Schoenen, das ist die Projektion (der Entwurf) des inwendigen, subjektiven Erlebens in die gemeinsame, objektive Welt, oder ist jedenfalls der Ansatz, der Versuch zu einer solchen Projektion. * * * * *

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