19991215.00
Was heiszt Weihnachten? Ich erkenne die Vermenschlichung
Gottes, dasz Gott Mensch geworden ist, als eine der
wesentlichsten, wenn nicht als die wesentlichste Botschaft des
Neuen Testaments, und im Vergleich mit seiner Bedeutung, eine nur
sehr gering verstandene.
Die herkoemmlichen Beschreibungen des Jesuslebens gruenden
auf der unausgesprochenen Voraussetzung (Annahme) dasz das
geistige Wesen Jesu, also die Seele Jesu, von der Seele des
Menschen, etwas voellig verschiedenes also mit deinem und meinem
Wesen unvergleichbar waere; dasz das Bewusztsein Jesu (Jesus'
consciousness) von deinem und meinem Bewusztsein vollkommen
unterschieden, und dasz es deshalb uns unbegreiflich ist.
So zu urteilen heiszt, dasz ich Jesus doch als Gott und
nicht als Mensch begreife. Jesus als Mensch zu begreifen, heiszt
ihn zu begreifen, wie ich andere Menschen begreife, heiszt ihn zu
verstehen, wie ich andere Menschen und wie ich mich selbst
verstehe, - eben weil ich einen Menschen nur verstehen kann, als
wenn ich er waere und er ich.
Menschlich betrachtet ist Jesus durch seine ergreifende
Innerlichkeit bezeichnet, durch seine gaenzliche Abgewandtheit
von der Welt. Diese Abgewandtheit wird veranschaulicht in den
Berichten von seiner Verfuehrung vom Teufel: zusammengefaszt in
der Erklaerung: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.
Kann die Nachfolge Jesu anderes sein als die Identifizierung
mit ihm? Dasz diese Gleichsetzung als Zeichen des Wahnsinns
betrachtet wird, und vielleicht betrachtet sein musz, ist ein
Widerspruch der die entgueltige Aufklaerung ueber die
Gesellschaftsreligion bietet.
Dies ist die Frage vor welche Doehring bei der
Wolkenseehuettenwanderung mit Dorothea gestellt wird. Aber sein
Denken ist zu konventionell und ist zu sehr in seine Beziehung zu
Dorothea verstrickt, als dasz er die erschuetternde Gestalt
Heinrichs zu entraetseln vermag.
Dasz die Innerlichkeit zur Heiligkeit fuehrt: ja, dasz die
Innerlichkeit zu etwas fuehrt, das mit Recht Gott genannt werden
musz; dasz in der Tiefe des Bewusztseins, der Unterschied
zwischen Gott und Ich verschwindet, das, so scheint mir, ist oft
genug bemerkt worden.
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Wenn man das Wesen des Heilands, das Wesen Jesu, als ein
Geheimnis, als ein Wunder, als etwas ueber die Faehigkeit es zu
begreifen Hinausgehendes bestimmt, so ist dies gerecht insofern,
und nur insofern als das Geheimnis, das Wunder, die
Unbegreifbarkeit auch den einzelnen Menschen, das Ich, das Du,
den naechsten, den dritten, und ganz allgemein, die Schar der
Menschen einbeschlieszt.
Wenn man das Wesen des Heilands, das Wesen Jesu, als ein
Geheimnis, als ein Wunder, als etwas ueber die Faehigkeit es zu
begreifen Hinausgehendes bestimmt, so ist dies aber ungerecht
insofern das Geheimnis, das Wunder, die Unbegreifbarkeit den
einzelnen Menschen, das Ich, das Du, den naechsten, den dritten,
und ganz allgemein, die Schar der Menschen ausschlieszt. Es ist
unerlaubt, es ist unmoeglich sich die Welt und die Menschheit im
ganzen und im einzelnen, bis auf sein eigenes Wesen als
vernuenftig, verstehbar und verstanden vorzustellen, Jesus aber,
den Menschgewordenen Gott als Mysterium, als Geheimnis als Wunder
anzubeten.
Ich frage (mich): (I ask which one) die Inkarnation musz
entweder die Rationalisierung, die Vermenschlichung des
Goettlichen bedeuten, oder aber sie bedeutet die Vergoettlichung
des Menschen und des Menschlichen. Eine dritte Moeglichkeit gibt
es nicht.
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Demgemaesz finde ich es auszerordentlich bedeutsam, wie man
jegliche psychologische Zergliederung von Jesus Persoenlichkeit
ablehnt. Diese Ablehnung moechte besagen, dasz Jesus letzten
Endes statt als menschliche, als Uebermenschliche Erscheinung,
als als Gott begriffen wird. Eine andere, bessere Erklaerung
waere, dasz es mit der Erscheinung Jesu offenbart wird, dasz auch
der Mensch Goettlich ist, jedenfalls insofern als sich sein
Innerstes, oder auch vielleicht nur sein Inneres, nicht
vergegenstaendlichen laeszt.
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