20000419.00
Die Abendmahlsszene, wie sie in den vier Evangelien
geschildert ist, besagt (symbolisiert) die Aufloesung
(Zersetzung, Dissolution) der juedischen Gesellschaft. War doch
das Passahfest eine Feier der Rettung des Volkes, eine Rettung
der Gemeinschaft, der Rettung des Volk Israels als die Kinder
Gottes, dementsprechend eine Feier welche die Beteiligten als
Mitglieder dieser gottbegnadeten Voelkerfamilie an und
miteinander verbinden sollte. Beim Abendmahl aber geschah das
Entgegengesetzte. Es stellte sich heraus, dasz Jesus von einem
seiner Juenger, von einem derjenigen die ihm am naechsten
standen, verraten werden wuerde. Von welchem? Gerade das ist das
Erschreckende, dasz ein jeder der Zwoelf sich in der Lage fuehlte
den Verrat zu begehen. Denn nicht nur Judas, der dazu
Auserwaehlte, ein jeglicher unter ihnen fuehlte sich dazu
berufen, - oder verdammt. Ein jeglicher unter ihnen sagte zu ihm:
"Herr, bin ich's? Mit dieser Frage welche die Moeglichkeit des
allgemeinen Verrats bekundet, sind die Gesellschaftsbande der
juedischen Gemeinde gesprengt. Von diesem Moment an ist jeder
mit seinem Schicksal, mit seinem Gotte, mit seinem Jesus allein.
Die Individualisierung des religioesen Erlebens ins Besondere,
aber auch des Seelenlebens im Allgemeinen, ist zu einbem Punkte
fortgeschritten von welchem jedenfalls bis heute die Rueckkehr
unvorstellbar ist.
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