20000520.00
Es faellt auf, dasz die logische, begriffliche Erklaerung
des notwendigen Handelns ihre Grenzen hat: denn ebensowenig wie
unsere Vorstellungen die Wirklichkeit der Auszenwelt erreichen
oder gar erschoepfen koennten, so wenig koennen unsere ethischen
Theorien ihrem Ziele gerecht werden. Sie werden sich am Ende als
unfaehig erweisen weder darueber auszusagen was es ist, dass wir
tun, noch darueber auszusagen was es ist, dass wir tun sollten.
Hinzu kommt, dass wenn wir anerkennen, wie wenig unser
Betragen unseren Vorsaetzen entspricht, wie wenig Freiheit in
unserem Wollen liegt, in welchem Masze unsere Handlungen nicht
von dem Willen anheimgegebenen und von ihm durchgefuehrten
Vorsaetzen herruehrt, sondern dasz unser Wille, sogenannt, kaum
mehr ist als eine Bestaetigung, (ein Endorsement) dessen was wir
aus uns unklaren Gruenden zu tun gedrungen sind: ja dann, wenn
wir dies anerkennen, dann erscheint zwischen Vorsatz und Handlung
eine Kluft so weit und so tief, dass sich die Handlung dem
Vorsatz als unerreichbar erweist.
Was frommt es, unter diesen Umstaenden ueber Ethik
nachzusinnen, wenn es uns ohnehin unmoeglich ist unsere Vorsaetze
auszufuehren? Die Antwort darauf lautet, dasz ungeachtet jener
erwaehnten Kluft, die ethischen Uebungen die wir anstellen auf
unseren Geist einwirken und uns zu anderen Menschen verwandeln,
in einer Weise nicht unvergleichbar mit der, in welcher das
Einueben von Musikstuecken uns die Faehigkeiten erwirbt, sie
hinterdrein auszuueben.
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