20000523.00 Ich machte vor einigen Tagen die Bemerkung, dass die verschiedensten Themata welche unter dem Namen Ethik laufen, genauer betrachtet, kaum etwas miteinader zu tun haben: ich muss hinzusetzen, es sei denn dieses, dass sie denselben Namen tragen, und das die Einheit des Namens jedem der ueber ihn nachdenkt, eine Aehnlichkeit, eine Gemeinsamkeit vorschlaegt, welche Ursache und Berechtigung zu der Zusammenfassung, zu der Kategorisierung unter dem einzelnen Namen gibt. In dieser Gleichschaltung erkenne ich eine wesentliche Wirkung der Sprache, eine Kapazitaet der Synthesis, welche potentiell den Erlebnissen des Einzelnen einen allgemein verstaendlichen, einen allgemein gueltigen Ausdruck gibt. Es liegt im Wesen der Sprache, und ist doch ein erhebliches Miszverstaendnis, dass ihre Ausdruecke sich als fest und unabaenderlich, als begrenzend (definitiv) und abschlieszend geben. Indessen tatsaechlich die Sprache sehr fluessig ist und ihr Inhalt in unablaessiger Wandlung. Dies Bestreben nach Dauer und Bestaendigkeit, welches den sprachlichen Ausdruck kennzeichnet, ist ganz allgemein betrachtet eine Eigenschaft des menschlichen Geistes und seiner Organe, wie etwa das Ohr den Klang verlaengert, und das Auge die verschiedenen wahrgenommenen Punkte und Linien zu einer einzigen geschlossenen ueberbleibenden Gestalt zusammenfuegt. * * * * *

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