20000622.00
Insofern die Philosophie den Anspruch erhebt eine objektive
gueltige Aufklaerung des Denkens zu bewirken, taeuscht sie sich
hat sie sich immer getaeuscht, und ihre Geschichte ist die
Chronik der Irrtuemer und des Versagens. Insofern andererseits
die Philosophie eine Geistes- und Seelenuebung des Einzelnen ist
mittels derer er versucht einiges Licht auf sein Denken und
Fuehlen zu werfen, sich sein Fuehlen und Denken, wenn auch nur in
beschraenktem Masze zu erklaeren, so ist insofern ein Mensch
dieses in Redlichkeit, Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit
durchfuehrt ausuebt, die Philosophie stets erfolgreich, nie
vergebens, nie irreleitend, immer wahr. Denn insofern ist das
Philosophieren ja etwas persoenliches, wie ein atmen, ein
psychologische Notwendigkeit des Geistes, welche jeder nach
eigenem Beduerfnis, nach eigener Faehigkeit, nach eigenen Noten
ausuebt.
Die Problematik die sich hier ergibt wurzelt wieder einmal
aus dem gesellschaftlichen Verhaltnis der Menschen unter zu
einander. aus dem Beduerfnis des Menschen seine Gefuehle, seine
gedanken, seine Beschluesse sein Einsichten mitzuteilen, zu
veroeffentlichen als etwas oeffentlich bestehendes und allgemein
gueltigess vorzufuehren. Damit verwandelt sich dann das einfache
persoenliche Suchen in eine objektive Beziehung Verhalten.
Der Anspruch Mythologie als etwas unterschiedliches von der
Geschichte zu verstehen, gehoert zu dem, ist ein Teil des
Versuches die Welt in der wir leben vernuenftig darzustellen.
Denn die Vergangenheit ist ja auch ein Teil des gegenwaertigen
Bewusztseins, laeszt sich vom Gegenwaertigen Bewusztsein nicht
abtrennen, und wenn die Mythologie etwas unmoegliches, etrwas
widervernuenftiges etwas absurdes in das Gegenwartsbewusztsein
hineinbezieht, dann wird dieses Bewusztsein kompromittiert,
geschwaecht, entstellt, und der mensch welcher sich dessen
bewusztsein in dieser Weise mit dem Unglaublichen gefaelscht
gewahr wird, ist sich um so viel seiner selbst weniger bewuszt.
Das Widernatuerliche zehrt an dem Bewusztsein.
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Also noch einmal von Anfang an. Ich bin mir bewuszt,
cogito, und die Tatsache dieses Bewusztseins bezeugt meine
Existenz. Zugleich mit dem Bewusztsein meiner selbst, jedoch,
bin ich mir auch verschiener Wahrnehmung bewuszt. Das
Bewusztsein meiner selbst bezeugt meine Existenz. Das
Bewusztsein der Wahrnehmung bezeugt zwar auch meine Existenz
bezeugt aber keineswegs die Gueltigkeit der Wahrnehmung.
Waehrend meine Existenz mir unzweifelhaft ist, habe ich keinen
Grund auf die Verlaesslichkeit der Wahrnehmung zu schlieszen.
Das Einzige betreffs der Wahrnehmung dessen sich sich sein kann,
ist dasz sie als Wahrnehmung existiert, aber ob und inwiefern das
Wahrgenommene gueltig ist, geht nicht unmittelbar sondern nur
mittelbar aus dieser Wahrnehmung hervor. Aus einer einzigen
Wahrnehmung zwar, vermag ich deren Gueltigkeit nicht zu
konstatieren, aber das Uebergewicht, the preponderance der
Wahrnehmungen ist mir ein Zeugnis dafuer, dasz ich fort
existiere, dasz ich ueberlebe, denn diese meine Wahrnehmungen
sind zugleich mit Gedaechtnis behaftet, und die Wahrnehmung
versichert mich dieses einen nur, das einzige also was ich von
diesen Wahrnehmungen bezeugen kann ist dasz ich wegen oder trotz
ihrer ueberlebe (survive).
Die Wahrnehmung nun wird gedeutet, verstanden, wird
vernunftgemaesz ausgelegt.
Man hat seit altem versucht zwischen Sinnen und Verstand
(Vernunft) einen grundsaetzlichen Unterschied aufzustellen (zu
behaupten). Diese Unterscheidung scheint mir grundsaetzlich
unberechtigt. Sie ist eines Folgerung (Inference) aus der
Tatsache dass die Sinnesorgane, bezw. die Augen und Ohren sich an
der Oberflaeche des Koerpers befinden, waehrend das Denk- und
Urteilsvermoegen, Verstand und Vernunft als Taetigkeit
(Wirksamkeit) des Inneren, des Herzens oder des Gehirns
aufgefasst werden, von den Sinnesorganen raeumlich geschieden.
Aber die Wahrnehmung eines Bildes, oder eines Lautes geschieht
nicht im Auge oder im Ohr; das Sehen und Hoeren sind
Hirnvorgaenge nicht weniger als Denken oder Erinnern. Demgemaesz
ist die Unterscheidung zwischen Sinnen und Geist zwischen
Anschauung und Vernunft irrtuemlich oder jedenfalls nicht durch
anatomisch-physiologische Beobachtung bestaetigt.
Die Wahrnehmung nun ist mit Assoziationen (Gedanken-
Verbindungen) behaftet. Zwar ist es moeglich wie etwa im Traum
oder in Verzueckung (trance) auf einen Gegenstand zu stieren, von
einer Wahrnehmung so eingenommen werden, dasz keine weiteren
Wahrnehmungsverbindungen zu stande kommen. Aber das sind
Ausnahmefaelle, ebenso wie es Ausnahmefaelle gibt sich bei
geschlossenen Augen und verstopften Ohren selbstbewuszt zu sein,
so dass zu dem Selbstbewusztsein keine weitere Wahrnehmung
hinzukommt. Normalerweise ist das Selbstbewusztsein unmittelbar
mit Wahrnehmung verknuepft. Zum Beispiel das Lesen eines Wortes,
e.g. "Gegenwart", wird unmittelbar weitere _innere_ Wahrnehmungen
ausloesen, welche den sinn des wahrgenommenen Wortes vertiefen
und verstaerken; welche jedoch in diesem Fall nicht von Aussen
sondern von Innen kommen. Die fast voellige Ununterscheidbarkeit
der Inneren Wahrnehmungen, der Gedanken, von den aeuszeren
Wahrnehmungen ist ein wesentliches Merkmal menschlichen Denkens.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu begreifen dass das Netz
der Assoziation ein potentiellen, ein moegliches, keinesfalls
aber ein aktuel realisiert, verwirklichtes ist. Dass bei jedem
aeuszeren Anlass eine grosze Anzahl harmonisierender und
ergaenzender inneerer Wahrnehmungen zur Verfuegung stehen. wobei
aber das Auswahlgesetz dementsprechend die Assoziationen zustande
kommen uns voellig unerkannt bleibt. Waehrend in jedem Moment
uns doch nur eine einzige Wahrnehmung genegwaertig ist. Die
inneren Wahrnehumgen assoziieren sich nach unbekannten Gesetzen
Regeln des menschlichen geistes. Insofern dergleichen
Gedankenfuiegungen unproduktiv, zerstoerend oder irrefuehrend
sind, heiszen wir die Wahrnehmungen als falsch; insofern aber sie
mit anderen Wahrnehmungen und mit den Wahrnehmungen anderer
uebereinstimmenm, und insofern sie produktiv und lebensfoerdernd
sind, heiszen wir solche Wahrnehmungen als wahr. Und wir
schlieszen dass in solchen Faellen die Gesetzmaessigkeit des
menschlichen geistes mit der Gesetzmaessigkeit der Natur
uebereinstimmt.
Man soll diese Erkenntnistheorie an vier Beispielen
ausfuehren, erweitern, erlaeutern: 1.Erstens: das Wissen des
einzelnen Wissenschaftlers, 2. das Wissen einer Gemeinschaft,
bezw. einer Universitaet, 3. das wissen als Darstellung in
Enzyklopaedie, Lehrbuch oder Lexicon, 4. das Wissen wie es sich
in dem Bericht einer wissenschaftlichen Entdeckung kund tut. 5.
tatsaechliche idealisierte Totatluitaet des Wissens.
Weiterhin ist notwendig eine Besprechung ueber Wahrheit und
Unwahrheit, ueber gueltigkeit und Ungueltigkeit der Wahrnehmungen
und der Wahrnehmungsnetze.
Ueber das Wissen als voraus blickend und als
rueckwaertsblickend. Das geschichtliche Wissen der Welt wie sie
vermeintlich war und die Bedeutung dieses Wissens fuer die
Gegenwart.
Die Qualitaet der inneren Wahrnehmungen, ausgeloest von
einer aeusseren Wahrnehmung ist die eigentlich Wahrheitsfunktion.
Es ist wichtig zu betonen, dass fuer den reifen Menschen die
inneren Wahrnehmungen ueber die aeusseren zu ueberwiegen neigen.
Die auessere Wahrnehmung ist in den meisten Faellen Anlass und
Gelegenheit fuer die Entwicklung einer Kette entsprechender
complementierender und erklaerender innerer Wahrnehmungen.
Entscheidend ist die Feststellung dass das Wissen eine Folge
innerer Wahrnehmungen ist dass diese inneren Wahrnehmungen
periodisch and aesseren Wahrnehmungen geprueft und kontrolliert
und berichtigt werden.
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