20000728.00
Ein bezeichnender Unterschied zwischen der Erkenntnistheorie
Platons und der Erkenntnistheorie des Sokrates, ist dasz Sokartes
keinen Anspruch erhob mittels des Wissens das wahre Sein, das
Wesen der Dinge zu entdecken. Sokrates war lediglich daran
gelegen, das eigene Unwissen zu bekennen, mit des Schranken
seiner persoenlichen Erkenntnisfaehigkeiten zu rande zu kommen.
Platon hingegen verlangte von der Philosophie die Enthuellung des
wahren Seins der Wirklichkeit So entstand eine Vermischung, wenn
nicht gar eine Verwechslung von Epistemologie und Ontologie, von
Erkenntnislehre und Seinslehre, eine Verwechslung welche die
Forschung auf diesen Gebieten bis zum heutigen Tag belaestigt und
behindert. Die Erkenntnistheorie bekommt (takes on) ein vollig
anderes Gepraege sobald es ihr erlaubt wird das Wissen, das
Erkennen mit all seinen Beschraenkungen, so wie es ist, zu
beschreiben; und dem Anspruch auf Wahrheits- oder
Wirklichkeitsentdeckung zu entsagen. Aber diese Darstellung der
Aufgabe suggeriert (suggests) (legt die Moeglichkeit nahe), dasz
die bedeutende (und die einzige) Wahrheit welche von der
Erkenntnistheorie aufgedeckt werden moechte eine reflexive waere,
naemlich die Wirklichkeit der Erkenntnis selbst, und dasz die
Wahrheit welche die Erkenntnistheorie entdeckt, jenes Bekenntnis
ist, welches gesteht, dasz ich nichts weisz.
Zugegeben, dasz die Kritik des Denkens das Denken laeutert,
reinigt und verschaerft; dasz die Kritik der Wissenschaft ein
unentbehrliches wissenschaftliches Instrument ist mittels dessen
die Wissenschaft sich selber korrigiert. Und wenn es ein
perfektes Wissen, ein Wissen von der entgueltigen Wahrheit gaebe,
dann waere die Erkenntnistheorie als Kritik am Wissen wohl
bestellt diese Wahrheit zu ermitteln. Wenn aber eine entgueltige
Wirklichkeit dem Geist des Menschen nicht zugaenglich ist, dann
wird die Unmoeglichkeit, die Unerfuellbarkeit einer
erkenntnistheoretischen Aufgabe eine solche entgueltige
Wirklichkeit zu entdecken, fuer die Erkenntnistheorie eine
schwere Belastung, welche sie in dem Verfolg (Ausueben) ihrer
eigentlichen Aufgabe, dem Erklaeren des Erkennens, stark
behindert, wenn es nicht gar die Erfuellung dieser Aufgabe
vollkommen unmoeglich macht.
Die Aufgabe, - das Verfahren - der Erkenntnistheorie wird zu
einer tanzenden Leichtigkeit, wenn der Erkenntnistheoretiker sich
begnuegt seine eignen Erkennensveruche zu beschreiben und zu
erklaeren, so wie sie sich ihm darbieten so wie er die
Gelegenheit hat sie zu beobachten, ungeachtet zu welchem Grade
der Wahrheit oder des Irrtums sie ihn leiten moegen. Wahr und
wirklich waere dann sogar die Beschreibung der Erkenntnisversuche
welche irrtuemlich und fehlerhaft auslaufen. Und eine gewisse
Wahrheit besaesze selbst ein Versuch der selbst fehlerhaft
verlaeuft.
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