20000802.00
Symbolische Praegnanz: Nach dem Lesen eines ganzen Kapitels
im dritten Band der Philosophie der symbolischen Formen, bin ich
immer noch nicht im Klaren, ob es die Symbolischen Formen sein
sollten, die traechtig waeren mit Bedeutung, Sinn, Richtung oder
Gestalt; oder ob es etwa die schlichte Wahrnehmung ist, die mit
symbolischen Formen, sag Bedeutungen traechtig sein sollte. Auch
bin ich mir im Unklaren ob meine Unsicherheit die unentwirrte
Verwickeltheit cassirerscher Gedanken oder eine gewisse
Unfaehigkeit meinerseits ihnen zu folgen zu bedeuten hat.
Als Grundformen der Erkenntnis, setze ich die Wahrnehmung
und das Urteil, wohlbemerkt, dasz das Urteil nur als "innere"
Wahrnehmung in Erscheinung tritt.
Als Bestimmungen (determinants) der Erkenntnis setze ich:
das Ich, oder Selbst; Bewusztsein; das Du; den Raum oder die
Ausdehnung; die Zeit; das Ding oder den Gegenstand; die
Veraenderung; die Bewegung; die Begruendung oder Kausalitaet; das
Entstehen; das Vergehen; das Symbol, sprachlich und mathematisch;
die Welt; die Natur; der Gott.
Weit entfernt liegt mir jeglicher Anspruch auf kanonische
Listen. Die Liste der Erkenntnisbestimmungen ist ein momentaner
Einfall aus dem Stegreif; keineswegs vollstaendig. Auch weisen
ihre verschiedenen Glieder solch weite (grosze) Unterschiede
auf, dasz die Berechtigung zu einer solchen Gruppierung in Frage
gestellt werden musz. Mein Denken ist ein Spiel mit Gedanken,
mit Begriffen, mit Worten: jeder Zug ist ein Versuch ein
sinnvolles Gefuege zu entwerfen, ein Gefuege dessen Wert vorerst
ein aesthetischer, hernach moeglicherweise auch ein
instrumentaler. (Instrumental: wirksam als Instrument, als
Werkzeug zu fernerer Gedankenforschung)
Gedankenforschung, das ist was ich im Sinne habe,
bescheidener und sinnvoller als Philosophie. Ueber das Denken
nachdenken, die Anschauungsgebilde hervorzuheben, die Begriffe
gehoerig zurecht zu fuegen, (to trim and to arrange the
concepts), die Gedanken anderer nachzudenken, insofern das
moeglich, und die eigene Faehigkeit hinreichend ist.
Die Zeit: das Gegenwartsbewusztsein ist, wie ich erwaehnte
elastisch; es umfaszt einen Zusammenhang, ein Gewebe von
Wahrnehmungen und Erinnerungen (sic)! Vergangenheit ist
erinnertes, nunmehr unerreichbares Geschehen. Es gilt eine
wahrgenommene erinnerte Vergangenheit von einer vorgestellten
erdachten Vergangenheit zu unterscheiden. (Eine erdachte
Gegenwart scheint es mir hingegen nicht zu geben.) Die erinnerte
Vergangenheit ist ein Teil meiner selbst. Die erdachte
Vergangenheit bleibt mir fremd.
Obgleich objektiv-mathematisch die Zukunft vorwaerts in alle
Ewigkeit zu berechnet werden vermag, so ist doch die
Zukunftsanschauung unabtrennbar vom Gegenwartsbewusztsein. Die
Zukunft vermag nur als Fortsetzung, als Ausdehnung der Gegenwart
begriffen zu werden.
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