20001002.00 Es ist vorstellbar die gesamte Naturwissenschaft, die gesamte Geisteswissenschaft, und die gesamte Philosophieindustrie welche seit Jahrtausenden beansprucht die beiden erst angefuehrten geistigen Betriebe und sich selber zu erklaeren, mit den Augen des (hippokratischen) Arztes, als historisch klinisches Phaenomen zu betrachten; sich in seiner Beurteilung auf die Erfahrung, die Urteilskraft, das Gedaechtnis und das analytische Vermoegen nicht des "gesunden Menschenverstandes," sondern des gewissenhaft beobachtenden denkenden Menschen zu verlassen. Damit waere ein Kreislauf vollendet, jedenfalls insofern als mit Platon anhebend, das synthetische Theoretisieren sich erdreistete die einfachen sonst selbstverstaendlichen geistigen Erlebnisse des Menschen zu erklaeren, zu kontrollieren und zu beherrschen. ,Aus diesem Anspruch ist denn am Ende doch nichts geworden. Ich wage die Vermutung, dasz eine solche nuechterne, selbstverstaendliche Einstellung dem platonischen Idealisieren gegenueber die Basis des aristotelischen Denkens ausmacht; dasz des Aristoteles Aporien die Betrachtungen eines sympatischen Psychiaters sind, der die Wallungen und Ausschweifungen seines platonischen Patienten zu verstehen und zu erklaeren sucht. * * * * *

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