20010114.00 Ich bezeichnete den Maszstab des Denkens als das Erleben, Selbststaendig ist das Denken nur in beschraenktem Masze. Es ist (untrennbar) an das Erleben gebunden, wurzelt in ihm, und musz immer wieder zu ihm zurueckkehren und sich an ihm erneuern. Wenn ich nun aber dem Erleben eine so grosze Bedeutung zumesse, obliegt es mir zu versichern (sicher, darueber im Klaren zu sein) dasz ich mich nicht dieses Begriffes lediglich als umfangreichen Kehrichteimer (Abfalleimer) fuer Misz- und Unverstandenes bediente. Beachtenswert (Bemerkenswert) finde ich schon die Tatsache, dasz es mir unmoeglich ist einen aequivalenten (gleichbedeutenden) englischen Ausdruck zu finden. Meine Kenntnis von anderen Sprachen ist zu gering, als dasz ich mir ein Urteil wagte. Das Wort Erleben besagt die Wechselwirkung von Ich und Welt. the interaction of self and world, besagt, dasz das Bewusztsein des Einzelnen jeweils von seiner unmittelbaren Umwelt gestaltet wird, besagt aber zugleich die gestaltende Kraft des Bewusztseins der wahrgenommenen Welt ein eigenes Gepraege aufzudruecken (zu verleihen). Das Wort Erleben ist ein allgemeiner (general) Ausdruck fuer die geistige Aktivitaet (Taetigkeit) des Menschen insofern sie ihn mit der Welt, und die Welt mit ihm verbindet, insofern sie zwischen Mensch und Welt vermittelt. Waere es also vielleicht Tautologie zu sagen, dasz das Denken am Erleben seinen Maszstab hat? Ist diese Feststellung nicht schon im Ausdruck Erleben inbegriffen? Mag sein, dasz wir am Ende erkennen, wie alle gueltigen und wahrhaftigen Feststellungen tautologisch sind; weil sie ja die Wirklichkeit beschreiben, weil die Wirklichkeit nicht durch unsere Redensarten geschaffen wird, sondern schon vor ihnen (ihnen zuvor) existiert (praeexistiert). So dasz alles was nicht tautologisch ist im Grunde falsch waere, und einen Irrtum verdeckt. Die Tautologie aber haette dann den Sinn der Hinweisung, der Bestaetigung, der "Entdeckung" (discovery) einer bisher unerkannten Wahrheit. Und die Sprache derer die Tautologie sich bediente, die als Vehikel, als Traeger der Tautologie diente, haette eben diese Aufgabe des Hinweisens auf das was selbstverstaendlich, self-evident, augenscheinlich sein sollte. * * * * *

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