20010115.01 Ich veroeffentliche diese Aufzeichnungen, und anderes frueher von mir Geschriebene, im Internet ohne viel darueber nachzudenken, wer, oder wie viele, oder ob ueberhaupt irgendjemand es der Muehe wert finden moechte, was ich geschrieben habe, zu lesen; oder auch nur zu ueberlegen, auf welche Weise, auch kuemmert es mich nicht, mittels welcher Reklame des moeglichen Lesers Aufmerksamkeit auf meine Bemuehungen gezogen werden sollte. Indem ich darueber nachdenke, faellt mir kein Schriftsteller ein es sei denn vielleicht Soeren Kierkegaard, dessen Buch nicht mit einer inbegriffenen Unumgaenglichkeit (inevitability) die Notwendigkeit seines Erscheinens behauptet; ebenso wie ein Mensch der in einer Gesellschaft erscheint eben schon sich durch sein Erscheinen bestaetigt; und mit allem was er tut und sagt die Tatsache seines Auftritts bekraeftigt. Es geht nicht anders. Ich erklaere es mir als eben eine solche Bestaetigung (Bekraeftigung, confirmation) meiner geistigen Person welche mich zu diesem anderweitig anspruchslosen Schritt meine Aufzeichnungen in dieser Weise zu veroeffentlichen bewogen hat. Falls sich, wider Erwarten, auch nur ein einziger Leser einstellte, so moechte ich ihm versichern, nicht nur, dasz es fern von meinen Absichten liegt ihn auch nur von dem Geringsten zu ueberzeugen, sondern darueber hinaus, dasz ich nicht einmal beabsichtige so etwas wie eine objektive Wahrheit, ein Dogma, eine Lehre vorzulegen (vorzuschlagen) welches unter Umstaenden zur Belehrung oder auch nur zur Erbaunung dienlich sein koennte. Es waere deshalb ueberfluessig, sich mir meinen Gedanken auseinanderzusetzen, sie abzulehnen, zu kritisieren, zu berichtigen, geschweige denn sie anzunehmen und zu befuerworten. Von meinem Schreiben soll gelten, wie vom Gesange des Goetheschen Saengers: "Ich singe wie der Vogel singt, der in den Zweigen wohnet." Es sollte genuegen, dasz mein Schreiben dem Leser, wie unwahrscheinlich immer auch, ein wenig Ablenkung oder Unterhaltung (Zeitvertreib,entertainment,satisfaction) bereitete. Darueber hinaus bin ich mir bewuszt, in welchen Masze meine Sprache mich verraet. In zwei Monaten wird es zwei und sechzig Jahre her sein, dasz der Ueberseedampfer, die "Hamburg" der damaligen Hamburg Amerika Linie von Bremerhafen in der Abenddaemmerung sich durch die Wesermuendung wendete, das offene Meer erreichte, und Deutschland in meinem Gemuet als eine wunderbar grauenhafte Erinnerung hinterliesz. Fast ging mir in den folgenden paar Jahren, die deutsche Sprache verloren. Aber da war etwas das ich nicht vergessen und nicht entbehren konnte, das draengte mich auf den Erinnerungen der abgebrochenen Kindheit eine reifere und vollstaendigere Kenntnis der deutschen Sprache zu erwerben. Von diesen Bemuehungen sind diese Schriftstuecke das Zeugnis. Seit Jahren steht auf meinen Boerten die Nachdruckausgabe des Grimmschen Woerterbuches, mich zu erinnern wie vielfaeltig die deutsche Sprache, wie widersinning und letzthin unmoeglich in ihr einen gemeinsamen Nenner zu finden. * * * * *

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