20010602.00
Im New York Review of Books eine Rezension eines Buches
von (Ronald?) Dworkin, ich bin unsicher, wie er mit Vornamen
heisst, ueber Gleichheit und Freiheit, (equality and
liberty) ein Ringen mit der unleugbaren Tatsache, dass der
Staat die Freiheit des Einen einschraenken muss um fuer den
Anderen gleiche Entwicklungs- und Erwerbsmoeglichkeiten zu
schaffen. Dworkin schaetzt ja nun beide, Gleichheit und
Freiheit, und er versucht Kriterien der Staatsraison zu
entwickeln welche die Freiheit des Einen in so hohem Masse
wie moeglich bewahren, waehrend dem Anderen so viel wie
moeglich ein Verhaeltnis der Gleichheit mit seinen
Mitbuergern besorgt wird. Diese verwickelten Erwaegungen
aber scheinen mir naiv und belanglos.
Es liegt wohl im Wesen der Sprache, dass, wenn man sie
nicht aufs gewissenhafteste qualifiziert, (beschraenkt)
Aussagen zu Behauptungen werden. Das von der Praxis
abgesonderte (getrennte) Denken ist der Versuchung
phantastisch und verantwortungslos vorzudringen, von Glanz
der eigenen Ideen geblendet sich ins Unsinnige zu
versteigen.
Das Denken vermag auf zweierlei Weise empirisch zu
verfahren, erstens, indem es sich auf das Wahrnehmbare
beschraenkt, oder es sich jedenfalls zur Verpflichtung
macht, sich am Wahrnehmbaren zu messen, allzeit bedacht sich
nicht zu uebermaessig weit vom Wahrnehmbaren (observable) zu
entfernen.
Aber auch das rein theoretische Denken vermag sich
empirisch zu verhalten, indem es sich selbst ernst nimmt,
indem Sinn, dass es seine Vorgaenge und Ergebnisse als
Erfahrung behandelt, und sich der Obliegenheit unterzieht
die Widersprueche in welche es sich verfaengt als solche
anzuerkennen; und ihre Widerspruechlichkeit klar und
deutlich auszusprechen.
Aus diesem Grunde, auf dieser Begruendung wird es klar,
warum alles theoretische Denken nur unter der Fahne des
Widerspruchs auftreten darf. Denn fuer das theoretische
Denken ist der Widerspruch die Wahrheit, die einzige
Wahrheit der es sich ruehmen darf.
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