20010719.00 Der (deutsche) Idealsimus ist die Demonstration (Vorfuehrung, Darstellung, Ausstellung, Verwirklichung) der Gewalt des menschlichen Denkens, welches, getroestet oder vielleicht sogar ermutigt durch die von Kant verbuergte Gewissheit, dasz die Wirklichkeit dem Denken unerreichbar ist, entsprechend unbekuemmert um das Dasein der Dinge an Sich, unbekuemmert um seine Ignoranz, unbekuemmert um sein Unwissen von den Dingen an Sich, sich seine eigene Welt konstruiert (aufzieht, aufbaut), nach den Massstaeben nicht einer Wirklichkeit, (entsprechend den Masstaeben keiner anderen Wirklichkeit als der eigenen.) sondern nach den Vorlagen seiner selbst, des Denkens, des Gemuets, des menschlichen Geistes. ========== Die Gleichsetzung des Guten mit dem Schoenen welche in der Philosophie Platons so maechtig und doch so raetselhaft den Leser anmutet, laesst sich (zum Teil) damit erklaeren, dass beide, das Schoene sowie auch das Gute, Wunschgegenstaende, desiderabila, (naturgegebene) Ziele des Wuenschens sind, Ziele des Willens, Ziele, und somit Zwecke der Handlung; denn dem Willen als Antrieb der Handlung (as motivation of action) ist das Ziel unerlaesslich, und das Bewusstsein (awareness) des Zieles, oder das Bewusstsein der Notwendigkeit eines Zieles, ist Ausdruck eines tiefen urgruendigen Bewusstseins des Werdens, des Bezugs jeder Handlung auf eine Zukunft. Mit dem Bewusstsein eines Zieles aber ist auch die Vorstellung des Wunschgegenstandes, des Guten, des Schoenen gesetzt. Diese Betrachtungen fuehren tief in den Widerspruchswald der Deontologie: denn bekanntlich wird von "boesen" Menschen, von "boesen" Geistern nicht das Gute sondern das Nichtgute, das Boese ersucht. Als reiner Ausdruck des Willens, scheint das Gute und Schoene seine Besonderheit (its exceptionality) gegenueber seinem Gegenteil zu verlieren, scheint, tatsaechlich mit diesem zu verschmelzen, und sich in dialektischer Weise aufzuheben. Ein weiteres Licht aber faellt in diesen verwickelten Bereich wenn man zugesteht, dass dem hypothtischen (hypothetical) boesen Menschen das Boese als Ziel des Willens, also als fuer ihn gut erscheint, und dass dies fuer ihn Gute dennoch der Welt, der Umwelt, der Gesellschaft als das Schlechte gilt: dass, mit anderen Worten, es die Vergesellschaftung des Menschen ist welches den Gegensatz von Gut und Boese stiftet, dass dem Einzelnen alles Wuenschenswerte als Gut erscheint: dies mit einem Vorbehalt. Dieser Vorbehalt ist die Behauptung, dass fuer den Einzelnen das Gut ist was sein Leben erhaelt, was ihn zufrieden und gluecklich macht, indessen das Schlechte jenes ist, welches sein Leben zerstoert, welches ihn krank elend ungluecklich macht. Dies Urteil ueber das Erbauende und Zerstoererische im gewollten Handeln, im bewussten Handeln, setzt einen weiteren (larger) Rahmen der Betrachtung voraus. Die Dialektik des Wertvollen spielt im Bereich der Religion eine besonders wesentliche Rolle. Denn nun erscheint Gott, der monothetistische Gott der Hebraeer, als Schiedsrichter (arbiter) ueber Gut und Boese. denn die griechischen Goetter streiten ja unter sich ueber Gut und Boese, und tun dies in recht menschlicher Weise. Der hebraeische Gott vermittelt auch hier zwischen der Subjektivitaet des Einzelnen, welcher seinen eigenen Willen behauptet und dem consensus communis, und der allgemeinen Ansicht (opinion) der Gesellschaft vermittelt, insofern als diese allgemeine Ueberzeugung betreffs des Guten und Boesen in Gottes Willen, in Gottes Geist, ihren Gewahrsam bekommt (hat). * * * * *

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