20010821.00 Ich kehre zu dem Ausgangspunkt meines Denkens zurueck: zum Zweifel an der gedeuteten Welt. Waehrend aber bei meinem Ausgang mein ethisches und aesthetisches Bewusstsein, das Seinsbeduerfnis meines Ichs, es war welches den Zweifel veranlasste, (hervorrief), so habe ich bei meinen Wanderungen durch die Gefilde des Wissens erfahren, und bin bei meiner Rueckkehr zum Ausgangspunkt meines Denkens, bei meiner Rueckkehr zum radikalen Zweifel, von der Einsicht ueberzeugt, dass der Zweifel sich nicht nur aus dem Seinsbeduerfnis des Ichs ergiebt, sondern dass der Zweifel auch unvermeidbar und notwendig und von selbst aus der Abgerissenheit, aus der Unzulaenglichkeit und Widerspruechlichkeit aller Denkverfahren entspringt. Dass es aber einer gewissen Reife des Gemuets erfordert um sich diese Unzulaenglichkeit zu vergegenwaertigen und einzugestehen. Der Zweifel den ich meine geht weit ueber das Infragestellen von Glaubenssaetzen hinaus. Der Zweifel den ich meine erstreckt sich auf die Vorgaenge des Sehens, des Hoerens, auf die Vorgaenge des Erinnerns und Schliessens, Vorgaenge mit welchen das Denken, von einfachen Worten und Begriffen anhebend, die gesamte geistige Taetigkeit des Menschen durchdringt und bestimmt. Eben weil diese Taetigkeit unentwegt zu unhaltbaren Schluessen fuehrt, muss der Zweifel zu einer fortwaehrenden Beschaeftigung des Gemuetes, des Geistes werden. Und Philosophie, insoweit es so etwas geben sollte, kann in nichts anderem bestehen als darin, dass man sich in diesem Zweifel uebt. * * * * *

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