20011003.00
Nicolaus von Cues Schrift ueber das Nicht Andere ist
ein (Markstein) Meilenstein auf dem Wege zur - oder von -
der Vergeistigung des Goettlichen, und somit des Lebens.
Ich betone, dass es eine historische Frage ist, welche
unbeantwortet bleiben muss, ob es ein Weg hin ist oder
zurueck; obgleich man angesichts der Personifizierung Gottes
im ersten Buch Mose, und in den Mythen der Urzeit anzunehmen
geneigt ist, dass es ein Weg ist der hinweg fuehrt von der
Person, von der Maske Gottes als menschenaehnlicher
Herrscher zu dem wirkenden, unstofflichen, unpersoenlichen
Wesen das Ursache seiner selbst und aller anderen Dinge ist,
non aliud, welche die Maske der herkoemmlichen Gottheit
belebt.
Die Ableitung bezw Erklaerung der Begriffe mittels des
Nichtanderen ist aber ein Rueckfall (relapse) vom Erleben
auf das Wort, auf den Begriff, welcher nun als Spiegel dient
in welchem das Erleben zu erkennen ist, nicht anders als
etwa in den Begriffen von Sein, Wesen, Wirklichkeit, u.s.w.
Von dem Erleben muss man annehmen, dass es persoenlich,
individuell, inwendig ist, in dem Sinne, dass ein jeder
Mensch nur sein eigenes Erleben zu kennen vermag und
tatsaechlich kennt; und dass er es nur in der Gegenwart
kennt, dass es dieses Erleben ist welches ihm die Gegenwart
bestimmt.
Die mosaeische Gestaltung der juedischen Religion war
ein entscheidender Schritt in die Richtung zum Unsichtbaren,
zum Geiste. Jenes Erleben des Goettlichen als Geist auf dem
Gipfel Sinai, und jene Sehnsucht nach dem fleischlichen
Gotte, jener Rueckfall im Tanz um das goldene Kalb stellen
eine Dialektik dar, welche bis jetzt jedenfalls jeglicher
Aufloesung widerstanden hat, eine Dialektik mit welcher der
Mensch bis auf den heutigen Tag, wie mit einem Stein des
Sisyphus, sich abzuplagen genoetigt ist. Die juengsten
Beispiele welche sich bieten: Hegels ausdrueckliche
Ablehnung der hebraeischen Vergeistigung Gottes zu gunsten
der olympischen Goetter; Herders Zurueckstellung des
Christentums hinter die germanischen Goettermythen; und
nicht zuletzt, und vielleicht am Ergreifendsten,
Kierkegaards Forderung der Gleichzeitigkeit mit der Person
Christi, und seine Ablehnung jener Vergeistigung welche die
Historisierung, die geschichtliche Aufloesung des Erlebten
in Vorstellung, in Geist, besagt. (die Aufloesung
gegenwaertigen Erlebens in Geschichte, in Geist besagt.)
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