20020224.01

     Kierkegaard weist darauf hin, dass fuer den existierenden
Menschen, dass in subjektivem Sinne, Ewigkeit das Zukuenftige
ist.  Alles Zukuenftige wuerde dementsprechend die Ewigkeit
ankuendigen.  Ich denke, dass die Ewigkeit das Zukuenftige ist,
meint, dass die Ewigkeit das gegenwaertig Zukuenftige ist, und
dass somit das Zukuenftige in die Gegenwart hereindringt und in
der Gegenwart verankert ist.

     Wie steht es um die Vergangenheit?  Duerfte man sagen, dass
fuer den existierenden Menschen, dass in subjektivem Sinne, die
Vergangenheit das Vergehende ist; dass mir die Vergangenheit nur
als gegenwaertig Vergehendes zugaenglich ist, Indessen die Epoche
nichts weiter ist als Dichtung, als Poesie, welche ihre
subjektive Bedeutung, ihre aesthetische sowohl als auch ihre
ethische Bedeutung ausschliesslich in der Gegenwart, im
gegenwaertigen Erleben hat.

     Mit der objektiven Bedeutung von Zukunft und Vergangenheit
steht es ganz anders.  Man vermag sich ja von der Zukunft sowohl
als auch von der Vergangenheit eine unbegrenzte Zahl (eine
Unzahl) von Vorstellungen zu bilden, Vorstellungen welche zwar in
gesellschaftlichem Uebereinkommen ihre Bestaetigung zu finden
scheinen, welche aber dennoch Vorstellungen bleiben, und mit
allen Begrenzungen und Hinfaelligkeiten der Vorstellung behaftet.

     Die bestimmbaren Vorstellungen des Zukuenftigen, als
objektive Korrelate jener ewig gegenwaertigen subjektiven Ahnung
der Zukunft sind stark beschraenkt wenn nur durch unser
mangelndes Verstaendnis der Gegenwart; finden in entsprechend
kargen Erwartungen (Antizipationen) des Zukuenftigen ihren
Ausdruck.  Antizipationen welche wirtschaftliche, statistische,
volkswirtschaftliche und eventuelle oekologische Bedeutung haben.
In eine besondere Kategorie fallen die astronomischen
Antizipationen, welche auf genaue Beobachtung, auf Messung, und
auf Projektionen solcher Messungen gegruendet sind.

     Die bestimmbaren Vorstellungen des Vergehenden, als
objektive Korrelate jener ewig gegenwaertigen subjektiven Ahnung
der Vergangenheit sind unendlich reicher und vielfaeltiger als
unsere Vorstellungen von der Zukunft, weil uns ein grosser
Reichtum an materiellen Beweisgegenstaenden zur Verfuegung steht;
Gegenstaende der Kunst und der Gewerbe aller Art, Bauten; und vor
allem schriftliche Zeugnisse aus naher und ferner Vergangenheit,
deren Deutung eine der wesentlichsten, wenn nicht die
wesentlichste Aufgabe des individuellen Geistes ist, beschraenkt
wenn nur durch unser mangelndes Verstaendnis der Gegenwart;

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