20020226.03
Die Unterscheidung zwischen den inwendigen und den
auswendigen, den subjektiven und den objektiven Phasen unseres
Erlebens ist fuer das Verstaendnis unserer geistigen Taetigkeit
unerlaesslich. Es muss die Grundlage einer jeden
Erkenntnistheorie sein. Kant hat gesagt, Begriffe ohne
Anschauung seien leer, und Anschauung ohne Begriffe seien blind.
Ich wuerde vielmehr behaupten, dass die beiden Anschauung und
Begriff, Subjektivitaet und Objektivitaet, tatsaechlich
untrennbar sind; dass der Anspruch auf ein rein objektives oder
ein rein subjektives Wissen ein grosser Fehler ist; dass es
unmoeglich ist unsere geistigen Faehigkeiten zu steigern, indem
wir uns anmassen das eine zu gunsten des anderen zu
unterdruecken.
Innen und Aussen, Innerlichkeit und Aeusserlichkeit sind
Ausdruecke welche den Ort der Seele oder des Geistes als das
geometrische Innere des menschlichen Koerpers zu bestimmen
meinen. Diese Uebersetzung des Geistigen ins Raeumliche ist aber
nicht durchfuehrbar und fuehrt zu vielen Missverstaendnissen.
Jedoch ist die Ueberlieferuing zaeh, und wir halten an Audruecken
fest, die laengst schon veraltet und ueberholt sind. Die Worte
Subjektiv und Objektiv lassen gleichfalls zu wuenschen uebrig.
Dies sind urspruenglich logische Vorstellungen welche die
uebergeordnete, bezw. untergheordnete Beziehung der Begriffe zu
einander bezeichnen, Begriffe welche im Laufe der Jahrhunderte
ihre Bedeutung getauscht haben, Begriffe welche ganz gewiss all
ihre Schuldighkeit abgetragen haben, heutzutage mit mancherlei
Sinn und Unsinn beladen, deren wir aber dennoch nicht zu
entbehren vermoegen weil ein karger Wortschatz keine geeigneten
Synonyme bietet.
Die entscheidnde Begriffbestimmung stuetzt sich weder auf
eine gemoetrische noch auf eine logische Ordnung, sondern auf
eine biologisch naturwissenschaftliche: Man erkennt den Menschen
als Gesellschaftswesen das sich Vereinzelt, a social being wish
becomes individualized. Und diese Vereinzelung, welche ihre Basis
in der koerperlichen Integritaet des einzelnen Menschen hat, ist
die Grundlage aller Vorstellungen von Individualitaet und
Innerlichkeit und im Abstrakten, Subjektivitaet. An der
Zwitterhaftigkeit zwischen Gruppe und Individuum laesst sich
nicht aendern: und auch der Widerspruch von Gesellschaft und
Individuum ist unabaenderlich. Es gilt nicht diesen Widerspruch
zu beseitigen oder aufzuheben: es gilt ihn in seiner
Widerspruechlichkeit als Teil mesnchlichen Wesens, als Schicksal
zu begreifen und zu akzeptieren .
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