20020227.05
If in the sense of Plato, truth is virtue, then what is true
either is or points to what is good, and if, as Kierkegaard
contends, truth, the truth which edifies (me), is the truth for
me, then the good, the good which edifies (me), is the good for
me. If what is good, what is ethical, what I am obliged to do,
is that which is subjectively true and good for me, as opposed to
that which society in its objectivity demands, how then do I
comport myself with respect to the laws and regulations and other
public social imperatives that society demands and that have
their origin and their seat in society, in my coexistence with
and my dependency on others? Where lies justice? Where lies
injustice? Where is virtue? Where is the will of God? Where is
sin? Where is inherited (original) sin? Is there a sin which is
transmitted biologically, with chromosomes and nucleic acids from
generation to generation like an inherited disease? If truth is
subjective and virtue is truth, if what I must do is what is
inwardly right for me, could it be that inherited (original) sin
is the fact of the social bond, of the social dependency? But if
virtue is objectives, i.e. compliance with public laws and moral
standards, then, given the equation between virtue and truth,
truth would also prove to be objective, might it then prove to be
the case that it was precisely inwardness or subjectivity, the
asserted reliance on ones own conscience rather than the
conscience of the legislature and the courts which proved to be
inherited or original sin?
Or could it be that inherited or original sin is neither
subjectivity nor objectivity, neither the private conscience nor
the public law? Could it be that inherited or original sins,
being neither subjectivity nor objectivity is simply the
circumstance that private conscience and public law are
unavoidably at odds, never to be reconciled one with the other.
Could the depravity of inherited (original) sin reside in the
circumstance that public morality and private conscience
contending with one another, have trapped the individual citizen
between them, and in the process crush him, exhaust him and tear
him apart?
And what about dread? Was Kierkegaard correct to link dread
(Angest) with inherited (original) sin (Arvesynden). Is not the
child's primal dread the separation anxiety from its mother, the
dread of being abandoned, ob being alone? Does not this
separation anxiety evolve into the dread of arousing social
opprobrium, on account of which disgrace to be punished by
society by being expelled, from it, henceforth to live in virtual
or actual solitude, in solitary confinements, alone? Is not all
dread, all fear, ultimately the fear of being alone?
Wie verhaelt sich der Mensch zu der entsetzlichen
Unvereinbarkeit seines (inwendigen) Gotteserlebnisses mit dem
Ethos der Gesellschaft? Wird er Untertan, wie Erasmus, oder
Rebelle, wie Luther? Aber auch in deren Fallen scheinen beide
Haltungen nur voruebergehend, denn Luther gruendete ja
bekanntlich alsbald seine eigene Familie und dann seine eigene
religioese Gesellschaft, und Erasmusens Innerlichkeit ist allein
schon durch die Tatsache seiner schriftstellerischen Taetigkeit
bezeugt.
Wenn meine Vermutung stichhaltig ist, dann ist die
eigentliche Angst nicht die Angst vor dem Tode, nicht die
Todesangst, sondern die Angst vor dem Zorn des Herrn, die Angst
vor dem richterlichen Urteil, die Angst vor der Strafe, vor der
Verbannung, vor der Ausweisung aus der Gesellschaft. Und nur der
Tod, als Strafe oder anderweitig waere dann die einzige und die
entgueltige Erloesung von der Angst.
Es ist schick sich ueber die Barbaritaet, ueber die
Brutalitaet, ueber die Kulturlosigkeit der eigenen Gesellschaft
zu beklagen. Fescher noch ist es die Barbaritaet und
Brutalitaet, vergangen und gegenwaertig, in anderen Regimenten
anderer Laender zu erkennen und zu ruegen: vornehmlich, in den
letzten siebzig Jahren, im Nazi-Deutschland, oder ganz kuerzlich
im Talibanschen Afghanistan. Aber im Falle von beiden urteilen,
aber mit beiden dieser Urteile taeuscht man sich, Aber
dergleichen Entlagerung des Boesen in die Fremde ist auf Seiten
einfacher Menschen, Dummheit; ist auf Seiten kluger Menschen,
Heuchelei; und dient vor allem die Tatsache der Erbsuende zu
verdecken, ones own inability to cope with our civic duty to
serve as concentration camp guards. mit der Luege, dass es nicht
so zu sein brauchte, wo es doch im Grunde genommen ueberall so
ist, in groesserem oder geringerem Masse.
Es gibt auch andere verlogene Phantasieen welche
gesellschaftliche Vollkommenheit, welche die Harmonie von
Individuum und Gesellschaft in eine ferne, entlegene Kultur
hypostasieren, wie zum Beispiel Kierkegaards und Hoelderlins
Griechenland, oder in volkstuemlicher Weise, in eine
Vergangenheit undifferenziert als die Gute alte Zeit. Aber
solche Annahmen dienen nur die Erbsuende zu verdecken, und das
eigentliche Problem zu vermeiden.
Das bezeichnende und bedeutende an der Erbsuende ist nicht
nur _was_ sie ist, nicht nur worin sie besteht, sondern ist die
Voraussetzung, dass sie unentrinnbar ist; dass es unmoeglich ist
sie zu vermeiden oder ihr zu entkommen. In dieser Hinsicht
aehnelt, gleicht, sie der griechischen Ate welche den Beschluss
der Goetter, bezw. des Schicksals erfuellt, und den Menschen
heimsucht wie weit auch immer er ihr zu entfliehen sucht und wie
listiglich er sich vor ihr versteckt. Und in der christlichen
Ueberlieferung ist die Erbsuende so tief eingewurzelt, dass es
dem Menschen unmoeglich, undenkbar ist ihr zu entkommen. Es gibt
keine Loesung als den Tod, daher die christliche Loesung, die
Erloesung durch den Opfertod.
Daher auch die Beziehung der Erbsuende zur
Geschlechtlichkeit, denn die Geschlechtlichkeit ist was den
Menschen organisch mit der Gesellschaft verbindet. Die
Geschlechtlichkeit ist der Trieb mittels dessen der Mensch sich
am urgruendigsten vergesellschaftet, in der Ehe, in der Paarung
durch welche er entstand, und mittels welcher er die Erbsuende
fortpflanzt. Kierkegaards Besprechung der Ehe in ihrer
"ethischen" Bedeutung sollte noch einmal in dieser Perspektive
untersucht werden. ================
Wenn die Wahrheit, die Wahrheit die mich erbaut, die
Wahrheit fuer mich ist, dann ist das Gute, das Gute das mich
erbaut, das Gute fuer mich. Wenn das Gute, das Ethische, das was
mir zu tun und lassen geboten ist, das Gute oder Ethische fuer
mich ist, im Gegensatz zu jener Moral welche die Gesellschaft von
mir fordert, wie verhalte ich mich dann aber zu der Moral, zu dem
Ethischen, zu all jenen Handlungsforderungen welche so
unverkennbar ihren Ursprung und ihren Sitz in der Gesellschaft,
in dem Zusammenleben mit und in der Abhaengigkeit von anderen
Menschen haben? Wo liegt das Recht? Wo liegt das Unrecht? Wo ist
Tugend? Wo ist das Gottgefaellige, Wo ist die Suende? Wo ist die
Erbsuende? Gibt es eine Suende welche mit dem tierischen
(biologischen) Leben von Geschlecht zu Geschlecht wie eine
ererbte Krankheit ueberliefert wird? Wenn das Gute ein
subjektives Gut, das Gute fuer mich ist, waere dann die Erbsuende
die Tatsache der gesellschaftlichen Beziehung, bezw.
Abhaengigkeit? Wenn das Gute ein objektives Gut, Wenn das Gute
Mores und Ethos ist, gesellschaftlich bestimmt, waere dann nicht
ausgerechnet die Innerlichkeit, die Subjektivitaet, waere dann
nicht der notwendige Verlass auf das eigene Gewissen als
Erbsuende zu erkennen? Oder waere die Erbsuende keines von
beiden, weder Individualitaet noch Ethos, waere die Erbsuende
lediglich die Tatsache dass Individualitaet und Ethos nicht mit
einander uebereinstimmen, und nimmer mit einander werden
uebereinstimmen koennen? Waere der Erbsuende Verderblichkeit,
dass Ethos und Individualitaet mit einander fehden, den einzelnen
Buerger in der Mitte, den sie zermuerben, zerknirschen oder
zerreissen?
Und die Angst? Sollte Kierkegaard recht haben, wenn er die
Angst mit der Erbsuende in Verbindung setzt? Ist nicht die
urspruengliche Angst die Trennungsangst von der Mutter, die Angst
vor dem Alleinsein? Entwickelt sich nicht diese in die Angst
gesellschaftliches Missfallen zu erregen, und auf Grund dieses
Missfallens von der Gesellschaft bestraft, von ihr ausgestossen
zu werden, hinfort in foermlicher oder tatsaechlicher Einzelhaft
(solitary confinement) allein zu leben? Ist nicht alle Angst die
Angst vor der Einsamkeit?
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