20020227.06
Das Ringen mit der Erbsuende ist nicht nur von theoretischer
Bedeutung. Der Menschen ist von Tag zu Tag, von Stunde zu
Stunde, von Minute zu Minute mit den Fragen bedraengt: Was ist
wahr? Was muss ich glauben? Was ist gut? Was muss ich tun? Die
Ueberlieferung irrt, wenn sie behauptet, dem Menschen, seit er
die Frucht des Baumes der Erkenntnis genossen habe, waere nunmehr
faehig zwischen gut und boese zu unterscheiden. Die Erbsuende
ist es, die ihm Gut und Boese verdeckt. Er hoert sich
widersprechende Stimmen, und er vermag nicht zu unterscheiden
welches die himmlischen und welches die irdischen sind. Die
Stimme Gottes, wenn sie ueberhaupt da ist, wird entweder von den
Stimmen von Menschen und Tieren, von irdischen und unterirdischen
Geschoepfen, uebertoent oder ist von ihnen ununterscheidbar.
Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass der Mensch als
Individuum, als Einzelner handle. Jedenfalls in unserer
gegenwaertigen Zeit ist seine Loyalitaet umstritten, sein
Gewissen verlangt von ihm das eine, der Staat dessen Burger oder
Untertan er ist, verlangt von ihm das entgegengesetzte. der
Staat verlangt sogar sein Gewissen von ihm. und sein Gewissen
stachelt (reizt) ihn, zur Verachtung des Staates, wenn nicht noch
zu Schlimmerem.
Der Staat - die Gesellschaft - will den Menschen zum Beamten
haben, und sein Beamtentum, nicht sein Menschentum soll seine
Handlungen bestimmen.
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