20020228.02

     Man muss Kierkegaards Begriff Angst so wie auch sein
Entweder Oder im Lichte jenes Zoelibatsgebotes wuerdigen welches
die katholische Kirche ueber ihre Priester verhaengt hatte um
ihnen die Inwendigkeit, um ihnen die Subjektivitaet zu bewahren,
ein Gebot welches Luther und die Reformation verkannten, weil sie
es nicht verstanden.  So ist Kierkegaard's Haltung in dieser
Frage, und seine Haltung ist ja durch sein Betragen in noch
tieferem Sinne als durch seine Worte bezeichnet, eine
Gegenreformation; ein Drang zur Innerlichkeit, zum
Sichselbstsein, von welchem die protestantischen Kirchen nichts
(mehr) wussten.

     Es ist nicht zu verkennen, dass die Geschlechtlichkeit im
Allgemeinen und die Ehe im Besonderen einen Abbruch, eine
Uebertretung der Innerlichkeit bedeuten, wenn nur insofern als
der Geschlechtstrieb die Leidenschaft des Menschen nach aussen
wendet, zum Geschlechtsgefaehrten hin, und die Folge der
geschlechtlichen Verbindung ist die seelische Verbindung erst mit
dem Ehepartner, and mit den Kindern, mit der Familie welche aus
dieser Ehe sprossen. Dementsprechend ist das Zoelibatsgebot eine
konsequente Folgerung auf das Verlangen nach Innerlichkeit, nach
Einsamkeit, nach Subjektivitaet.

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