20020316.01
Ist es zu weit hergeholt, die Geschlechtlichkeit des
Menschen mit seiner Vergesellschaftung in unmittelbare Beziehung
zu stellen? Zugegeben, dass die Zeugung, die Reproduktion die
Ursache, der Urvorgang der Vergesellschaftung ist, und doch wird
diese Tatsache verdeckt durch eine gegensaetzliche,
widersprechende Tatsache, naemlich dass die uebergrosse Mehrzahl
der zwischenmenschlichen Beziehungen asexuell ist, und unter der
Voraussetzung der Unterdrueckung irgendwelcher geschlechtlicher
Triebe und der Verhuellung geschlechtlicher Eigenschaften
geschieht.
Welche Beziehung hat die Angst vor der Gesellschaft zu der
Angst vor der Geschlechtlichkeit? Vielleicht sollte man umgekehrt
fragen: Welche Beziehung haben Freude und Verguegen an der
Gesellschaft zu der Freude und dem Vergnuegen am
Geschlechtlichen?
Waere die Angst vor der Ehe als Angst vor der
Vergesellschaftung zu deuten? Waere die Angst vor der Ehe als
Angst vor der Geschlechtlichkeit zu deuten? Waere die Angst vor
der Vergesellschaftung als Angst vor der Geschlechtlichkeit zu
deuten? und/oder umgekehrt?
Ich komme aber zu dem Beschluss, dass die vorgeschlagenen
Beziehungen kaum stichhaltig sind. Das Bestreben getrennte und
deshalb klare Begriffe mit und ineinander zu verschmelzen ist
widersinnig. Zugleich aber ist es erst die Ungereimtheit
(incongruity), der Widerspruch, so wie dessen Anerkennung und
Aufnahme ins Bewusstsein welche das Denken erweitert und auf das
sich fortwaehrend entwickelnde Erleben erstreckt.
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