20020317.00
Mein Versuch die Angst als Ausdruck des Konfliktes von
Individuum und Gesellschaft zu erklaeren beunruhigt mich. Zwar
ist diese Deutung durchaus vereinbar mit der mehr gelaeufigen,
von Kierkegaard ausgearbeiteten Erklaerung, dass die Angst ein
Ausduck des Zwiespalts von Leib und Seele sei, wo der Leib dass
allgemein sichtbare, das objektive, also das Gesellschaftliche
representiert, indessen die unsichtbare Seele als Ausdruck fuer
das Unsichtbare, das Inwendige, kurz, fuer das Subjektive gilt.
Aber auch diese Darstellung finde ich nicht voellig befriedigend.
Denn wenn man sich eine geraume Zeit mit Begriffen dieser Art
abgemueht hat, kommt man sich vor wie ein Wortkraemer der seine
Ware aufspielt um ihr eine Beduetung zu geben, welche sie nicht
hat.
So ist es notwendig den Leser, und vor allem sich selbst
daran zu erinnern, dass es letzten Endes werder auf die Worte
noch auf die Begriffe noch auf die Vorstellungen oder auf die
Bilder ankommt sondern lediglich auf das Verstaendnis, welches
sich zwar an Begriffen und Vorstellungen entwickelt, welches aber
letztlich von ihnen unabhaengig ist, eine Faehigkeit des Geistes
welche sich zwar der verschiedensten Begriffe und Vorstellungen
bedient, im Grunde aber als geistige Faehigkeit und Haltung des
Individuums an keine besonderen Begriffe oder Vorstellungen
gebunden ist.
Der Zweck des Schreibens ist die Mitteilung. Was mitgeteilt
wird aber sind nicht geistige Gegenstaende; diese sind stets nur
Mittel zum Zweck. Der Zweck aber ist die Mitteilung einer
Faehigkeit, ist Angleichung, ist Homoiosis. Und diesen Drang sich
und sein Erleben mitzuteilen betrachte ich als eine
urspruengliche Beschaffenheit des Menschen.
* * * * *
Zurueck : Back
Weiter : Next
Inhaltsverzeichnis