20020517.00

     Schopenhauer beschreibt folgerichtigt, dass so wie die Welt
die ich zu erkennen meine, meine Vorstellung ist, oder, was auf
dasselbe hinaus will in meiner Vorstellung besteht, so verstehe
ich die Verkettung von Veraenderungen welche sich meiner
Vorstellung der welt dartun als Ausdruck eines meinem eigenen
analogen Willen.  Die Veraenderungen in der Welt geschehen
zufolge einer Macht die ich als Willen erkennen muss, und da mir
nichts als mein eigener Wille zugaenglich ist, vermag ich sie zu
verstehen nur wie ich meinen eigenen Willen verstehe, oder als
meinen Willen.  Die unmittelbare Bestaetigung dieser Behauptung
ergibt sich der uralten Vorstellung, - welche sich bis in die
Neuzeit erstreckt, eines goettlichen Willens, "der alles so
herrlich regieret."  Dieser goettliche Wille, oder was immer man
begriffsmaessig an seine Stelle setzt, ist eine Projektion, ein
Entwurf, eine phantastisch erweiterte Vorstellung meines eigenen
Willens, oder genauer ausgedrueckt, meines Bewusstseins handeln
zu wollen, handeln zu werden und handeln gehabt zu haben. Der in
der Welt waltende Wille ist ein maechtig erweitertes Spiegelbild
meines eigenen Willen. So verstehe ich Schopenhauer.

                            * * * * *

Zurueck : Back

Weiter : Next

Inhaltsverzeichnis