20020518.00

     Der Eindruck welchen die Aussenwelt auf den Menschen macht
ist nur zum Teil bewusst. Man mag sich vorstellen, dass das
ueberwiegende Mass dieses Eindrucks, wie der Unterteil eines
Eisbergs unterhalb der Oberflaeche des Bewusstseins bleibt.  Die
einfachste Beobachtung zeigt an, dass das Bewusstsein welcher ein
Eindruck hervorruft hinter dem Eindruck selbst eine kurze oder
geraume Zeit, wie man will, verspaetet ist.  Jedermann hat
erfahren, dass er in Folge eines lauten Knalls aufzuckt, und sich
dieses Aufzuckens gewahr wird, lange eh der Laut des Klanges sein
Bewusstsein durchdringt und erfuellt.  Man mag dies erklaeren zum
Beispiel damit, dass die Nervenbahnen, the nerve pathways, welche
das Aufzucken ausloesen um vieles kuerzer sind als die
Nervenbahnen welche den Ton im Gehoer erschallen lassen.  Ein
ebenso ueberzeugendes Beispiel bietet das Verstehen gesprochener
Worte.  Es ist keine seltene Erfahrung erst einen Ausspruch zu
hoeren, dann Augenblicke spaeter die Worte zu verstehen, und nach
weiterer, manchmal sehr langer Zeit, sich ihrer endgueltigen
Bedeutung bewusst zu werden.  Ein anderes Beispiel widerfaehrt
mir nicht selten beim Autofahren, wenn mir aus der Entfernung
eine Gestalt in Auge faellt, von der ich mir nicht erklaeren kann
was sie bedeutet: ist sie der Umriss eines ein Schildes, ein
Hauses, einies Lastwagens, einer Bruecke?  Eine Unbestimmtheit
welche Momente spaeter, ohne dass ich mich der Gestalt naeherter,
lediglich durch die fortschreitende Aktivitaet der Seele, des
Geistes, des Gehirns, des Nervensystems, the nervous system, man
nenne es wie man will, aufloest.  Ein hoeherer Grad des selben
Phaenomens ist jener Vorgang welchen wir mit dem Ausdruck
"Denken" bezeichnen.  Das Denken ist ueberhaupt an keine
unmittelbar vorhergehenden Eindruecke aeusserer Gegenstaende
geknuepft.  Das Denken bezieht sich hingegen auf Eindruecke und
auf anderes Denkverfahren das mehr oder weniger geraume Zeit in
der Vergangenheit liegt; und bezeichnet als solches die "reine"
Tatigkeit des Geistes (des Gehirns).  Auch mag es nach mehr oder
weniger geraumer Zeit sein, dass wir uns weiterer Einzelheiten in
einem frueher erblickten Bilde besinnen, oder von einer Rede
eines weiteren Wortes oder Satzes welche wir urspruenglich
"uebersehen", bezw. "ueberhoert" hatten.  Dies alles nur um
anzudeuten, in welchem Masse die Eindruecke der Aussenwelt auf
das Gehirn, auf das Nervensystem, auf den Geist oder auf die
Seele jenseits oder ausserhalb oder unterhalb des Bewusstseins
sind.  Und wenn ich die wahrnehmend-denkende Taetigkeit des
Menschen mit verschiedenens appositionellen Worten bezeichne, so
tue ich dies um zu erinnern und zu mahnen, dass die
Unterscheidung von Seele und Koerper erdichtet (eingebildet,
fictitious) ist, eine Unterscheidung welche dem Verstaendnis
unseres Denkens und Fuehlens ein wesentliches Hindernis in den
Weg stellt.  Vorgehende Betrachtungen dienen die Hypothese zu
bekraeftigen, dass der Eindruck welcher die Aussenwelt auf den
Menschen macht grossenteils unbewusst ist, und zu Veraenderungen
des Menschen fuehren kann die sehr weitreichende Folgen haben.
With far-reaching consequences.

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