20020527.00
Was bei Emil Lucka anstoessig ist, ist die unkritische
Behauptung von Allgemeinheiten, welche gerade der Gegenstand des
kritischen Denkens sein sollten. Und nicht so sehr die Annahme
ihres Inhalts, sondern dessen unkritische Voraussetzung es ist,
welche das Denken verdirbt. Bei Leibniz ist es die Willkuer und
die Erlebnisfremdheit der Begriffe, wie immer sich auch durch den
Gebrauch und die Ueberlieferung geheiligt sein moegen, welche das
Verstaendnis, manchmal bis fast an die Grenze des Unmoeglichen,
erschwert.
Das gleichzeitige Lesen von Leibniz und Emil Lucka
hinterlaesst die gedanken, wie willkuerlich und widersinnig doch
gerade das denken ist, welchesdie Prinzipien oder die Grundlage
unserer geistigen Taetigkeit zu erklaeren versucht. Diesen Fragen
nachzuspueren ist letzten Endes die Obliegenheit und das Vorrecht
eines jedes Menschen, und es ist mit der Efindung der
Schreibmaschine und juengst des Computers um so Unbeschreibliches
leichter geworden; so dass nun jedermann Gelegenheit hat ohne
grosse Muehe seinen Gedanken Ausdruck zu geben, und mittels des
Internets sogar sie zu veroeffentlichen, und allen, oder
jedenfalls sehr vielen menschen zugaenglich zu machen. Ebenso
wie es nichts erstaunliches ist dreizehn Meilen nach Chilhowie
zwecks einiger wenig notwendiger Lebensmittel zu fahren, weil das
Autofahren ja so unendlich weniger beschwerlich ist als das
Zufussgehen. So reist nun fast alle Welt fast sinnlos kreuz und
quer ueber die Erde.
Mit dem Schreiben von Buechern ist es zwar nicht ganz so wie
mit der Erzeugung von Lebensmitteln welche fortwaehrend verzehrt
werden.. Vergleichbarer ist es mit Kleidung welche man immer
wieder anzieht, so lange bis sie uebermaessig zerschlissen und
zerissen ist; aehnlicher noch ist das Schreiben der Herstellung
von Moebeln oder anderen Gebrauchsgegenstaenden, welche, wenn sie
fest und solide gebaut sind, weit ueber das Leben eines einzelnen
Menschen hinaus erhalten bleiben, derer man auch bedarf um darauf
zu sitzen, darin zu schlafen, daran zu essen. Aehnlich scheint es
mir ist es mit Buechern welche man als Unterhaltung benoetigt um
sich die lange Weile zu vertreiben, als Urkunden, um sich eine
Vorstellung von der Vergangenheit zu ermoeglichen, als Anleitung
zum Denken, um Art und Weise geistiger Taetigkeit vorzuschlagen,
und nicht zuletzt als Wissensquelle aus der man lernt sich in der
Welt einzurichten und sich durch die welt hindurchzuschlagen.
Es ist das Geltungsbeduerfnis, es ist der Wille zur Macht
welche den Menschen antreibt, anspornt seine Bedeutung so weit
als moeglich, ueber alle Welt und in alle Zeiten zu erstrecken.
Diesem Bestreben aber liegt der Fehler zu Grunde, dass es
anstrebt was letzten Ende nicht oder in nur sehr beschraenktem
Masse in der Macht des Einzelnen liegt; Dass es tatsaechlich die
menschliche Umgebeung, und zuletzt der Zufall ist welcher die
geschichtliche Bedeutung einer Arbeit bestimmt. und dass es
letzten Endes auf die Fertigstellung dieses Einzelnen Gedankens,
dieser einzelnen Vorstellung, dieses besonderen Ausdrucks
ankommt; und dass die Wirkung dieser Bestrebungen sich selbst
ueberlassen bleiben muss. "Schwerer Pflichten taegliche
Bewahrung, sonst bedarf es keiner Offenbarung."
* * * * *
Zurueck : Back
Weiter : Next
Inhaltsverzeichnis