20020702.01
Die Undurchdringbarkeit der sogennanten philosophischen
Schriften entspricht der Undurchdringbarkeit des Erlebens. Die
wahre Philosophie ist wahr nur in ihrer Unverstaendlichkeit.
weil das was sie zu erklaeren beansprucht, gleichfalls
unverstaendlich ist. Andersons Fabel von des Kaisers Kleidern
ist die Zusammenfassung der philosophischen Tradition. Sie ist
Veranschaulichung einer oeffentlich anerkannten philosophischen
Lehre deren Wirklichkeit darin besteht, dass sie bewundert und
gepriesen wird, obgleich sie unverstaendlich ist; deren
Unverstaendlichkeit aber oeffentlich nicht anerkannt werden kann.
Eine verstaendliche Philosophie waere unwahr in dem Masse
ihrer Verstaendlichkeit. (Das Umgekehrte ist aber nicht der
Fall.) Ob das Umgekehrte gleichfalls gilt, ist problematisch.
Ist es sinnvoll zu behaupten, dass eine Philosophie wahr sein
sollte insofern sie unverstaendlich ist. Man muesste die Frage
stellen: In welchem Sinne kann eine unverstaendliche Philosophie
wahr sein? Doch hoechstens in dem Sinne dass sie sich in ihrer
Unverstaendlichkeit aufhebt und auf eine gueltigere Wirklichkeit
(Wahrheit) hinweist, als die welche sie zu verkoerpern vermag.
Somit wird aber die Bedeutung des Ausdrucks "wahr" als eines
logischen, woertlichen Entsprechens aufgehoben; und Wahrheit
wuerde zu einem Index der Richtung in welche die unverstaendliche
Philosophie den um sie bemuehten weist.
Diese Widersprueche bewirken es, dass die sogenannte
Philosophie ermuedet und zermuerbt; Man sehnt sich von ihr fort
zu dem Schlichten, dem einfach woertlich Wahren, oder nach dem
das weil es keinen Anspruch auf Wahrheit macht deshalb
entsprechend wahrer ist.
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