20020807.02
Eine der wesentlichsten Schwaechen welche die philosophische
Ueberlieferung aufweist, ist dass man den Begriffe von denen sie
getragen wird uebermaessige Bedeutung zuschreibt; mit der Folge,
dass Philosophie zu Wortklauberei wird. Letzten Endes sind
Begriffe nicht weiteres als die Huelsen in welchen die Menschen
versuchen ihr jeweiliges Denken, ihr jeweiliges geistiges Erleben
anderen Menschen zu vermitteln, um dies Erleben in ein
gesellschaftliches umzuwandeln, das heisst, dies Erleben mit
anderen Menschen zu teilen. Dass Begriffe zu diesem Zwecke
entworfen, keinen handgreiflichen Inhalt aufzuweisen haben, ist
unvermeidbar. Worauf es ankommt sind nicht die Begriffe als
Gegenstaende sondern das gedankliche Erleben das sie vermitteln,
und dies Erleben laesst sich nicht beschreiben, laesst sich nicht
definieren, laesst sich eben nur: nacherleben. Es ergibt sich
also von selbst, dass Mitteilung stets Approximation bleiben
muss, dass dem unabaenderlich subjektiven Erleben des einen
Menschen das Erleben des anderen sich nur annaehern zu vermag.
So ist es unvermeidlich, dass jeder Mensch in eigner Einsamkeit
gehuellt sein Leben fristet; und dass die Bestrebungen diese
Einsamkeiten zu ueberbruecken mehr oder weniger erfolglos bleiben
muessen.
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