20020810.00

     Ich will nicht behaupten dass es ein Fehler ist und
gaenzlich sinnlos, sich darueber den Kopf zu zerbrechen, wie die
Menschen sein sollten oder was was die Menschen tun sollten; aber
es scheint mir dass es sinnvoller und eintraeglicher waere
darueber nachzudenken, was die Menschen tatsaechlich sind und wie
sie tatsaechlich handeln.  Die herkoemmliche Ethik, wie ich sie
kenne, beansprucht zu bestimmen wie die Menschen sein sollen und
wie sie zu handeln haben.  Die Ethik welche ich im Sinne habe,
andererseits, ist eine beschreibende Ethik, welche die Menschen
betrachtet so wie sie sind, und so wie sie handeln.  Eine solche
Ethik wuerde dann versuchen die Grenzen der menschlichen
Leistungsfaehigkeit festzustellen um nicht mit Erwartungen oder
Forderungen aufzutreten, welche jenseits menschlicher
Faehigkeiten liegen.  Auch ist es ungebuehrlich vereinfachend,
vorauszusetzen, dass unsere Handlungen ungemischte Folgen haben
sollten, voellig gut oder voellig schlecht.  Wer ueber Tugend und
Laster urteilen will muss Nutzen und Nachteil einer jeden
Handlungsweise gegeneinander abwiegen.

     Das erste was die Medizin ihre Adepten lehrt ist dass
Diagnose oder gar Behandlung der Krankheit unmoeglich ist ohne
Bekanntschaft mit der Anatomie als der Beschreibung der Struktur
des Koerpers und ohne Bekanntschaft mit der Physiologie als der
Lehre von der Beschaffenheit der Verwandlungen darin das
organische Leben besteht.  Vergleichbares gilt auch in betreff
menschlicher Handlungen.

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