20021010.00
Ist es nicht verdaechtig, dass ich, der in so
ausgesprochener Weise die Unaussprechbarkeit von Gottes Namen
befuerwortet, mich dennoch gedrungen fuehle so oft und so
eindringlich ueber das Goettliche zu referieren? Sollte es sich
etwa mit den Vorstellungen vom Hoechsten verhalten vergleichbar
wie mit den Vorstellungen vom Niedrigsten: dass es unerlaubt ist
darueber zu scherzen oder sich leichtfertig darueber zu amuesieren,
dass es unerlaubt ist, mit heiterer Anmut darueber zu lachen;
dass es aber erlaubt ist als wuerdevoller Windbeutel darueber
wissenschaftlich zu dozieren, als ob Windbeutelei und
Wissenschaft auch die unerlaubteste Rede zulaessig machten.
Ich vermag diese Frage nicht zu beantworten. Auch bin ich
mir bewusst, dass nicht nur in ethischer, sondern auch in
aesthetischer Perspektive, und lediglich als schriftstellerische
Taetigkeit, das Reden oder das Schreiben ueber das Goettliche
eine gefaehrliche Angelegenheit ist: denn man gibt Ursache zu der
Vermutung, dass das Theologisieren eine Art Prahlerei ist; dass
man ueber den Hoechsten schreibt, weil man sich selbst als der
Niedrigste weiss, und weil man sich mit dieser
Familiaritaetsbezeugung, "name dropping", sagen die Amerikaner,
eine Bedeutung aneignen will, die einem nicht zukommt.
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