20021020.00
Die Dialektik ist eine Schnittstelle zwischen dem Menschen
und seiner Welt. Sie ist die wahre transzendentale Logik, d.h.,
sie ist das Verfahren des Menschen mittels welchem er eine
geistige (intellektuelle) Beziehung zur Aussenwelt herstellt.
Die Dialektik ist das eigentliche Instrument der Erkenntnis.
Es ist ja die Art des menschlichen Gemuets die Merkmale des
Ideals, den Schein der Vollstaendigkeit und der Dauer, in seinen
Vorstellungen zu stiften und in die Welt hinein (oder hinaus) zu
projizieren; somit die Welt als ein Gebilde von Dingen, von
Gegenstaenden zu erkennen zu meinen; wo doch tatsaechlich diese
Dinge, diese Gegenstaende nie bestimmt zu werden vermoegen, und
dementsprechend nicht Gebilde der Wirklichkeit sondern nur
Gebilde unserer Vorstellung sind.
Das dialektische Denken ist nun die Bruecke welche uns aus
dem Bereich unserer irrtuemlichen Vorstellungen, aus dem Bereich
der Unzulaenglichkeit unseres Erkennens weist; aber nicht, wie
Hegel waehnte, in einen Bereich der Wahrheit, sondern lediglich
in Bereiche anderer Unzulaenglichkeiten, anderer Unwahrheiten.
Die Synthesis ist nicht die Loesung des dialektischen
Raetsels. Die Synthesis ist naemlich ein, von der These welche
sie zu berichtigen beabsichtigt, qualitativ ununterscheidbares
Gebilde; Die Synthesis fungiert dann ihrerseits als Thesis zu
einem weiteren dialektischen Verfahren, und kettenartig fort und
fort. Eine endlich erreichte, endlich gueltige Gestalt ist
nirgends. Gueltig (in seiner beschraenkten Art) ist nur der
Vorgang: beschraenkt weil dieser Vorgang selbst, als ein Werden,
als ein heraklitsches Fliessen, in dialektischem Widerspruch zu
aller vorgestellten Dinglichkeit steht.
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