20021114.00

          Zwei Ueberlegungen zum Begruenden des Denkens

     Erstens, dass obgleich das Denken seinem Wesen nach bewusst
ist, die Wirkungen des Denkens dennoch unbewusst, und demzufolge
wesentlich unscheinbar sind. Man bedenke nur die vielen
unerwarteten und anders unerklaerbaren geistigen Verwandlungen
welchen der Mensch unterzogen wird indem er sich in eine bisher
ungekannte Disziplin, sagen wir eine Mathematik, oder in eine
unbekannte Sprache einuebt.

     Zweitens, dass alles Denken auf frueherem Denken beruht;
dass die Gedanken sich wie ein Gebaeude tuermen, dessen obere
Etage stets auf einer unteren lastet.  Betrachtet man es als
Taetigkeit, so mag man sich das Denken als rekursive Funktion
vorstellen, eine Funktion welche fortschreitend ihre eigenen
Ergebnisse mit der gleichen Methode, mit den gleichen Instrumenten
bearbeitet.

     Als rekursive Funktion ist das Denken in sich selbst
beschlossen.  Seine Gueltigkeit aber ruehrt von einer
unscheinbaren und unbewussten Reflektion der Wirklichkeit welche
im Denken zum Ausdruck kommt: eine Wirklichkeit welche einerseits
dieses Denken gestaltet, welche andererseits sich in diesem
Denken widerspiegelt.  So mag man sich das Denken als ein Gewebe
vorstellen, dessen Gefuege ein mehr oder weniger getreues Abbild
von einer sonst unerkannten und unerkennbaren Wirklichkeit ist.

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