.ce 20021207.00
Der Nutzen und der Nachteil, Moeglichkeiten und der Zwang
welche von der idealisierenden Verdinglichung ausgehen sind nicht
zu verkennen. Die Verdinglichung verfertigt eine
gesellschaftlich gemeinsame Welt. Diese gemeinsame Welt ist
Vorbedingung und Grundlage fuer alles gemeinschaftliche Handeln.
Die Begrenztheit, die Beschraenkungen der verdinglichten Welt,
werden, jedoch, entdeckt erst im Laufe der Reihenfolge von
Enttaeuschungen die sie dem Einzelnen bereitet. Der Einzelne
vermag sein Erleben nur mittels von Idealisierung zu begreifen
und mitzuteilen: Idealisierung, Verdinglichung des Erlebten
welche zu unvermeidlichem Widerspruch fuehren. Dieser
Widerspruch ist ein Spiegel in welchem die Schranken des
Menschenverstandes erkenntlich werden, und in welchem die
Unzulaenglichkeiten des Menschenverstandes zum Ausdruck kommen.
All unser Streben aber, all unser Denken, alle unsere
geistigen Bemuehungen, all unsere Versuche unsere Vorstellungen
von der Welt mit einer transzendentalen Wirklichkeit zu
vereinbaren, sind ein Ringen mit diesem Widerspruch, sind ein
Ruetteln an den Ketten die den Geist bezwingen. Und obgleich wir
nie voraussehen koennen wann wo und wie diese Schranken das
geistige Wirken begrenzen werden, ist es tunlich, sich die
endgueltige (ultimate) Unueberwindlichkeit der Schranken
gegenueber denen wir uns befinden so klar wie wir es vermoegen
vor Augen zu halten. It is valuable to recognize that we are
confronted with insuperable barriers, although we can never
anticipate when where or how those barriers will limit us.]
Die Schranken der idealisierenden Verdinglichung werden an
der Verwandlung der Dinge offenbar, oder genauer gesagt, werden
offenbar an der Verwandlung des Anscheins der Dinge oder unserer
Vorstellung von ihnen, was auf das Gleiche hinaus will.
Die Entstehung, die Verwandlung, die Aufloesung der
Gegenstaende, welche wir in unseren Vorstellungen von ihnen
erkennen, welche in den Tatsachen ihres Erscheinens und ihres
Verschwindens zum Ausdruck kommen, sind es welche unser Interesse
fordern. Dieser Veraenderlichkeit des Bestehenden muessen wir
uns verstehend oder jedenfalls verstehen wollend, zuwenden.
Entstehen, Verwandlung und Vergehen sind mit dem Sein der Dinge
in dialektischer Weise verknuepft; wir vermoegen uns die Dinge
nicht anders als bestehend vorzustellen; und dies Bestehen
begreift in sich auch die Vorstellung des Fortwaehrens, die
Vorstellung also der Ewigkeit; und doch, unsere Vorstellungen
ungeachtet, scheinen die Dinge aus nichts zu entstehen und in
nichts zu vergehen. Man betone je welche Phase dieses Vorganges
man will. Unvermeidlich beschwoert sie ihren Gegensatz herauf.
Tatsaechlich besteht unser "Wissen" in einem dialektischen
Hin und Her zwischen Sein und Werden. Wer dieses Jonglieren der
Vorstellungen am wirksamsten (most effectively) beherrscht, den
ernennen wir unsern Koenig im Reiche des Geistes.
Die Unbestimmtheit des Hin und Her, des Entstehens und
Vergehens, ist von der Vorstellung des Objektiven unabtrennbar.
Meine Handlung ergaenzt die Unzulaenglichkeit meines
Bewusstseins, meiner subjektiven Existenz. Das Bewusstsein
meiner selbst ist das Bewusstsein meines Handelns. Denn wenn ich
mir meiner bewusst bin, so ist es als Handelnder. Als
Nichthandelnder bin ich ein Nichts.
Als Nichthandelnder bin ich mir begreifbar nur als
Vorstellung, als Begriff, als Ideal. Erst als Handelnder werde
ich wirklich. Erst meine Handlung ist es, die mich in Beziehung
zu einer begrifflich unerreichbaren Wirklichkeit setzt. Man
moechte auch sagen, dass diese Wirklichkeit erst durch die
Handlung erschlossen wird, jedoch nicht als Begriff und auch
nicht als Anschauung, sondern eben dies: als Ursprung und Ziel
der Handlung. Meiner Beziehung zur Wirklichkeit ist die Handlung
unentbehrlich, denn es ist nicht der Begriff, sondern die
Handlung welche mich an die Wirklichkeit bindet.
Man unterscheide zwischen dem Denken als Darstellung, als
Verdoppelung der Welt; und dem Denken als Handeln: denn insofern
das Denken die Welt nicht wiederzugeben, nicht zu kopieren oder
zu verdoppeln beansprucht, insofern wirkt es auf die Welt, und in
so fern es auf die Welt wirkt, ist das Denken Handlung.
Die Handlung ist des Menschen Beziehung zur Wirklichkeit:
denn die Handlung entspringt der Wirklichkeit und wiederspiegelt
diese in getreuerer Weise als irgendeine begriffliche Benennung.
Die Handlung wirkt auf die Wirklichkeit, und verwandelt sie in
buendigerer Weise als die begriffliche Darstellung (durchs Wort),
welche die Wirklichkeit nicht einmal darzustellen (zu
repraesentieren) vermag, geschweige denn auf sie zu wirken: es
sei denn dass die Worte wirksam sind, denn in ihrer Wirksamkeit
sind auch Worte Handlungen.
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