20030304.03
Gundolf wird dem Problem des Antisemitismus doch nicht
gerecht. Er leugnet es schlechtweg. Und darin ist weder
Klaerung noch Loesung. Sein Verdienst ist, dass er sich
durch das antisemitische Thema Kaufman von Venedig nicht
davon abschrecken laesst, die Tiefe und Schoenheit dieses
Dramas zu erkunden. Dadurch wird auch die Gelegenheit
geboten den Antisemitismus wie er hier dargestellt wird aufs
neue und vielleicht gruendlicher zu untersuchen.
Zum ersten, und vielleicht am bedeutendsten: dass
Shakespseare selbst offenbar den Juden keinen Groll entgegen
bringt, er betrachtet, er beobachtet und erlebt sie als
Naturgegebenheiten, so wie er Koenige und Bettler darstellt
ohne sie zu verehren oder zu verurteilen.
Zum zweiten: Antisemitismus als natuerliche Folge der
Verschiedenheit der Lebenswisen von Juden und Nichtjuden,
bei gegenseitiger Abhaengigkeit von einander.
Drittens: Antisemitismus als roher und rueder Ausdruck
jener naturgegebenen Feindseligkeit deren der Mensch bedarf
um seine geistig-seelische Integritaet zu wahren.
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