20050509.00

     Modern art reflects a new individualization of style, of
pattern.  asserts the freedom of the individual to express
himself, implies rejection of any aesthetic community - whereas
on the contrary classical art is the enlistment of the individual
into the esthetic community: this is true in painting, in music,
but, given the communality of language, less obvious and more
difficult in literature.  In poetry each author listens to his
own drummer.  e.g. Rilkes Bekenntnis, nach Katharina Kippenbergs
Bericht, seine eigene Dichtung nicht immer unmittelbar zu
verstehen, richtiger gesagt, nicht immer unmittelbar deuten zu
koennen.  Denn ist nicht das Deuten ein Erklaeren nicht nur sich
selbst gegenueber, sondern auch anderen?  Vielleicht ist am Ende,
wenn nur wegen ihrer Gebundenheit an die Sprache, die Literatur
die Gesellschaftlichste, oder die gesellschaftsfreundlichste
aller Kuenste, mit weniger Gelegenheit oder Versuchung zur
Solipsis, Versuchung welche auf anderen Kunstgebieten nur durch
die Marktfaehigkeit der einschlaegigen Werke gezuegelt
(beeintraechtigt) wird.  So ist andererseits die Wuerdigung
(appreciation) des modernen Kunstwerks der Ausdruck des
Beduerfnisses des Einzelnen nach aesthetischer Unabhaengigkeit,
die Behauptung aesthetischer Individualitaet.  Waehrend, z.B.
Rembrandt in seinen Darstellungen uns (wie die Aeltesten) zu
Mitbeschauern der leiblichen Schoenheit seiner Hendrikje
Stoeffels (als Susanna) einlaedt, uns auffordernd seine Lust an
ihr zu teilen, so tut Picasso das Gegenteil insofern er die
koerperliche Schoenheit der Frau entstellt, als ob er somit einen
aesthetischen Schleier ueber sie verhaengte, einen Schleier
hinter welchem nur er und er allein ihre Schoenheit zu erkennen
und zu geniessen vermoechte; sich in seinem Genuss von uns
anderen abschliessend abtrennend, vergleichbar mit dem Muselmann
der sein Weib in seinen Harem sperrt.  Und mit dieser
aesthetischen Verschleierung gewaehrt er dem Beschauer die
gleiche Abgrenzung, den gleichen Privatbereich, die gleiche
Intimsphaere.  Und wie in Hinsicht auf das Geschlechtliche so in
Hinsicht aul alles sonst Beschaute.

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