20050519.00
Die Verzweiflung am Nichtwissenkoennen in Goethes Faust wird
durch Goethes Zweifel, bezw Ablehnung, der Newtonschen Mechanik
bestaetigt.
Der Mann lebt in der Sehnsucht; und die Sehnsucht bewirkt
das Streben, das Schaffen, das Gestalten, Entdecken, Erfinden.
In seiner Kindheit nach dem Schutz (Schoss) der Mutter, in seiner
Jugend, nach der Schoenheit des Maedchens, in seiner Reife
ersehnt er den Ausblick ueber - und den Einblick in - die
Geheimnisse der Welt. in seinem Alter nach der Kraft der Jugend.
Und in jedem Stadium seines Lebens sucht er seiner Sehnsucht
durch Wirken und Schaffen Ausdruck zu geben.
In Bezug auf Hermann Weyls Philosophie der Wissenschaft,
scheint mir, auch er ist dem Missverstaendnis verfallen, dass die
Wissenschaft "Grundlage" des Lebens, dass die Mathematik
"Grundlage" der Wissenschaft, und die Logik, "Grundlage" der
Mathematik sei. Denn die Struktur, der Aufbau des Wissens, ist
durchweg hinfaellig, ist als "Grundlage" weder verlaesslich noch
erreichbar. Die einzig verlaesslichliche Grundlage, die ich
entdeckt, bezw. erfahren habe, ist das Erleben: das Erleben des
Einzelnen hier und jetzt, Die mathematische Logik ins besondere
und die Mathematik im allgemeinen sind raffinierte Zeugnisse
geistiger Vergesellschaftung, in dem Unverstehen und
Missverstehen das sie hervorrufen (wachrufen, heraufbeschwoeren)
zu welchem sie Ausschlag geben, welche unter anderen auch die
Begrenztheit der Vergesellschaftung beweisen.
Der Vorrang (primacy) der Logik beruht auf der
Aristotelischen Voreingenommenheit (Vorurteil), dass die Sache,
das Ding aus ihren Begriffen, aus ihren Prinzipien zu erklaeren
waeren. Dass die grundlegenden Begriffe die umfassendsten, die
gueltigsten sind, ganz im Allgemeinen, dass Begriffe als "Ideale"
gueltiger als Erfahrungen, gueltiger als Erlebnisse sind.
Die mathematische, genauer gesagt, die symbolische
Grundlegung, oder die Grundlegung durch Symbole, durch Logik,
durch Sprache, durch Mathematik, ist eine Erscheinung der
Gesellschaft, ist ein gesellschaftliches Phaenomen: denn
Symbolik, Sprache und Mathematik ergeben sich (nur) aus dem
Zusammensein der Menschen. Man mx ag sich in der
Geistesgeschichte der Menschheit Epochen vorstellen, in welchen
Sprache, Grammatik, Logik, Mathematik den Verlauf (Vorgang)
engerer Vergesellschaftung begleiteten, wenn nicht gar
foerderten; und wiederum andere Epochen in welchen ein Uebermass
(surfeit) von Gesellschaft die Menschen in die Einsamkeit treibt.
,PP Dennoch, wie alledem auch sei, wenngleich die Symbolik eine
zureichende Grundlage fuer das menschliche Erleben sein moechte,
so bietet sie dennoch keinen Leitfaden fuer die Erklaerung des
Wesens des Menschen und seines Erlebens. Denn letzten Endes
erklaert die Symbolik immer nur sich selbst; nie aber die Welt in
welcher der Mensch lebt. Begriffe ohne Anschauung sind leer, so
etwa Kant. Die Welt erklaert sich aus sich selbst.
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