20050802.00
Warum sehe ich es heute anders? Ist es die Old Chatham
Feier fuer Peter Flanders welche mir die Augen geoeffnet hat
- oder welche mich in unheilbare Selbsttaeuschung gestossen:
wenn ich schreibe, dass es mir heute erscheint, als ob die
Musik etwas anderes waere als ein rettendes Zusammensein, als
ein erloesendes Gewebe in welchem die Seele des Einzelnen
aufgeht, das ihn mit seinen Mitmenschen verknuepft?
Heute erscheint es mir, als ob die Musik ein Behaeltnis
waere, welches die Seelenkraefte des Einzelnen auffaengt,
sammelt und zurueckhaelt, wie ein Damm einen Fluss, ein Damm
welcher mit seinem Stausee die Landschaft ersaeuft, und das
freud-leidvollen Dahinfliessen des Lebensquells fortwaehrend,
bis in die fernsten Zeiten aufhaelt und verwirrt.
Treffe ich dies Urteil, weil ich die Enttaeuschung nicht
Musiker geworden zu sein anders nicht mehr ertragen kann,
oder treffe ich es jetzt weil nun endlich das geistige
Erleben zu einem Pegel aufgestiegen ist, dass es den Damm
ueberflutet und durchbricht? Besagt dies Urteil also ein
aeusserstes an Selbstbetrug oder besagt es eine fast
zu spaete Erloesung von einem Irrtum?
Wie steht es um den Vergleich des Musizierens mit dem
Tanzen. Ist denn nicht der Tanz die Sehnsucht des Koerpers
zum Koerper, weder befriedigt noch befriedigend? Waere also
die Musik vergleichbar die Sehnsucht der Seele zur Seele,
ebenfalls weder befriedigt, noch befriedigend? Und wird nicht
die Gemeinsamkeit des Musizierens im Orchester, im Chor,
letzten Endes zur Qual?
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