20061225.01
Ich halte es fuer moeglich, wenn nicht gar
wahrscheinlich, dass oeffentliche literarische Produktion nur
moeglich ist wenn der kuenftige Produzent, i.e. der
moechtegern Schriftsteller sich auf literarischen Gebiet
politisch bewaehrt. Der Kandidat muss in der Literatur, wie
auch in der Politik und in (allen) anderen Berufen, in den
gesellschaftlichen Nexus hineinwachsen. Er hat seine
Lehrzeit zu absolvieren; muss sich den Demuetigungen seiner
Laufbahn unterziehen. Er muss bewusst und beharrlich um die
Anerkennung kaempfen. Ob Anerkennung ihm gewaehrt wird,
haengt ab zum Teil von seinem Fleiss, haengt ab von seinen
Faehigkeiten, mehr noch von seinen Eigenschaften, die er
nicht abzuaendern vernag, und die umso greller ans Licht
terten je mehr er sich bemueht. Wenn er dann Pech hat, wird
seine Faehigkeit dennoch nicht anerkannt, und die Erzeugnisse
seines Lebens gehen unbeachtet verloren. Man wird durch das
"Ich will" ebensowenig Kuenstler oder Schriftsteller, wie man
durch nichts als Willen, Kanzler, Premierminister oder
Praesident wird. Andererseits mag man behaupten, dass die
lebenslaengliche Hingabe an eine Kunst eben gerade diese
Lehrlingszeit darstellt. For many are called, but few are
chosen. Denn viele sind berufen, aber wenige sind
auswerwaehlt. (Matthaeus 22:14)
Es ist aber unvermeidlich (indispensable), dass der
moechtegern Schriftsteller nicht anders als der politische
Kandidat, der Oeffentlichkeit zugetan ist. Damit dass er
sein Streben nur auf sich selber, nur auf sein eigenes
Seelenheil beschraenkt, kommt er aeusserlich jedenfalls nicht
weiter.
Wer waere denn Schuld am Versagen? Schuld hat keiner.
Das Versagen ist eben der Ausdruck der Situation, die
Widerspiegelung der Eigenschaften der Beteiligten.
Vernuenftiger waere es zu fragen, wie geraet ein Mensch in
eine Lage in welcher er politisch literarisch wirksam waere?
Wie ge;angt er zu der Stellung aus welcher er schreibt was
beliebt ist, was verlangt wird, was -im modernen Deutsch, -
gefragt ist?
* * * * *
Zurueck - Back
Weiter - Next
2006 Index 2. Teil
Website Index
Copyright 2006, Ernst Jochen Meyer