20061231.00
Es ist vielleicht nicht zufaellig, dass in den
vergangenen sechs Monaten ein wesentlich geringerer Bruchteil
meines Denkens sich zu begrifflich logisch woertlichem
Ausdruck passend erwiesen hat. Meine Erklaerung: dass dieser
Rueckzug (Abwendung, Ablenkung) von begrifflicher Darstellung
in wesentlichem Sinne dem Inhalt, dem Sinn, der Auflage
(Last, burden) dieses Denkens entspricht. Denn dieser Inhalt
ist die dialektische Einsicht, dass letzten Endes das ueber
das Denken Gedachte belanglos ist: dass es letzten Endes
(ultimately) auf den Vorgang des Denkens ankommt und nur auf
ihn.
Und dass der Vorgang des Denkens weniger in Schemata, in
Ausdrucksgebilden, in Protokollsaetzen in Erscheinung tritt
als im dem jeweiligen Verhalten des Denkenden. Die Analogie
mit der Musik ist sehr naheliegend. Musik wird wirklich erst
indem sie vorgetragen wird. Das Reden und das Schreiben ueber
Musik ist im Vergleich mit ihrem Erklingen, unwesentlich,
belanglos. (insignificant). Selbst die aufgezeichneten,
geschriebenen oder gedruckten Noten, unter Umstaenden fuer
die Auffuehrung (performance) unentbehrlich, haben eine
Bedeutung nur zweiten Ranges, weil der vollendete
(consummate) Kuenstler die Musik gaenzlich aus sich selber,
gaenzlich aus dem eigenen Wesen zum Ausdruck zu bringen
vermag.
Somit erschiene die Musik als ein Vorbild
schoepferischer und produktiver Geistigkeit. Die Buecher
aber, die Texte, die begrifflichen Verlautbarungen, durchaus
vergleichbar mit musikalischen Noten, als praktisch
unentbehrliche Anleitung zum Denken.
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2006 Index 2. Teil
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