20070101.02
Die mythenartigen Eigenschaften wesentlicher
Bestandteile der zeitgenoessischen Wissenschaft besagen
keineswegs dass sie irrig- oder nutzlos ist. Denn dass
sie praktisch und wirksam ist, dass sie ungeheure technische
Errungenschaften ermoeglicht, ist keineswegs Zeugnis fuer
ein nicht mythologisches Wesen. Es ist ausgerechnet ihre
praktische Wirksamkeit, welche die moderne mythologisierende
Naturwissenschaft von der antiken Mythologie unterscheidet.
Auch sollte man nicht behaupten, dass die Mythologie
der Alten voellig wirkungslos war. Insofern die Gesellschafts-
ordnung des Altertums von Anzeichen und Omen, Prophezeiungen
und Weissagungen bestimmt wurde, waren die Erklaerungen und
Anweisungen der Priester keineswegs wirkungslos. Auf Grund
ihres pragmatischen, empirischen Ursprungs, sind die
Erklaerungen und Anweisungen moderner Weissager, "Wissenschaftler"
genannt, wesentlich wirksamer. Doch, wie jeder Student der
Geschichte der Wissenschaften zu bestaetigen vermag, die
Gueltigkeit und Verlaesskichkeit der Voraussagungen auch
moderner Wissenschaftler haben Grenzen.
Ein bedeutsamer Unterschied zwischen der antiken Mythik
und der modernen Wissenschaft liegt in der Art in welcher sie
ihre respektiven Behauptungen begruenden und bestaetigen. Die
Weissagung der Alten beruhte auf Phantasie und Furcht. Die
Aufgabe der Priester war die Menschen mittels der Drohung
goettlichen Zornes zu einer Handlungsweise zu ueberreden
welche den Zusammenbruch der Gesellschaftsordnung verhuetete.
Die Weissagung der Modernen beruht auf Beobachtung und Berechnung.
Die Furcht vor dem Zorn oder vor der Rache der Goetter spielt
keine Rolle mehr, oder nur eine sehr geringe.
* * * * *
Zurueck - Back
Weiter - Next
2007 Index
Website Index
Copyright 2007, Ernst Jochen Meyer