20070119.02
Die Ausdruecke Psychologie und Soziologie sind fast so
verdorben wie der Ausdruck Philosophie, wenngleich aus
anderen Gruenden.
Psychologie wenn sie ihrem Namen treu sein will, kann
sich nur auf den Einzelnen, auf seine Inwendigkeit und seine
Subjektivitaet beziehen. Sie macht einen grundsaetzlichen
Fehler, wenn sie beansprucht die Seele des Menschen als
einen Gegenstand, als ein Glied in einer Menge von
Gegenstaenden darzustellen. Denn das Bewusstsein ist
qualitativ unbedingt verschieden von irgendeinem objektiv
darstellbaren Gegenstand. Der Inhalt des Bewusstseins jeweils
bei jedem Menschen und zu jeder Zeit ein anderer, und laesst
sich nicht vergleichen und in eine Liste einreihen.
Vielleicht ist die Dichtung, das lyrische Gedicht, die
Geschichte, der Roman die einzige stichhaltige Psychologie
die verstaendlich und wirksam ist indem man sie erlebt und in
Folge dieses Erlebnisses fuer sein eignes Wesen ein tieferes
Verstaendnis hat.
Die Soziologie hingegen ist die Beschreibung,
Verallgemeinerung und Zergliederung eines in der Zeit
gegebenen und mit der Zeit sich verwandelnden Gefueges; und
sie ist deshalb nicht nur allen Beschraenkungen der
Geschichte, sondern auch allen Eigenschaften der
Begrifflichkeit, der Theorie als Darstellung einerseits des
Gedachten, andererseits des "Wirklichen", unterworfen; und
was die Gesellschaft welche sie zu beschreiben und zu
erklaeren beansprucht ist so veraenderlich und so
vergaenglich wie des Menschen Leben selbst.
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