20070216.00
Die einzig wahrhaftige Ethik ist eine
wertfreie Ethik, eine Ethik jenseits von Gut
und Boese, eine Ethik die nichts weiter zu sein
beansprucht als eine Darstellung dessen was die
Menschen tun und woran sie glauben. In dem
Augenblick in welchem ich als Massstab anwende
was _ich_ tue und woran _ich_ glaube, in dem
Augenblick da ich meine das Wert und
Wirklichkeitsbewusstsein der Gesellschaft mit
meinem eigenen vereinbaren zu sollen oder gar
zu koennen, verwechsle und vermenge ich das
Objektive mit dem Subjektiven. Welch eine
Unwahrheit!
Das Gebot, Liebe deinen Naechsten wie dich
selber, ist aus den verschiedensten
Gesichtspunkten irrefuehrend. Es setzt voraus,
dass der Mensch sich selber liebt. Tut es das
wirklich? Und wenn, was hiesse es sich selber
zu lieben? Der Mensch bedarf unter anderem
auch der Freiheit. Die Freiheit setzt die
Unabhaengigkeit, die Unabhaengigkeit setzt den
Konkurrenten, setzt den Gegner voraus. Somit
fuehrt die Freiheit zur Feindseligkeit.
Der Mensch bedarf beides: Geborgenheit und
Freiheit. Geborgenheit und Freiheit aber
schliessen einander aus.
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Aristoteles und der Existentialismus
Aristoteles Behauptung der goldenen Mitte
ist Ausdruck dialektischen Denkens. Die Mitte
macht die Extremen zunichte. Die begrifflich
bestimmten Gegensaetze heben einander auf. Der
gueltige Wert wird durch das von sprachlichen
Begriffen befreite und somit aufgedeckte
Erleben bestimmt.
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Insofern sie allgemein gueltige Werte zu
bestimmen beansprucht, ist Ethik ein
Widerspruch. Man verwechselt naemlich dabei den
subjektiven, innerlichen Wert mit dem
objektiven, gesellschaftlichen. Man koennte
die Qualitaet einer Gesellschaft, nach dem
Masse bestimmen, in welchem objektive und
subjektive Werte mit einander uebereinstimmen,
einander decken.
In diesem Zusammenhang ist es weiterhin
notwendig, den aeusseren Zwang der Gesetze von
dem inneren Zwang des Beduerfnisses oder des
Gewissens zu unterscheiden.
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